Samstag, 12. November 2016
Sportlich (Berlin, den 22.6.2016)
Nach einem ausgiebigen Training heute morgen...(ich bin geschwommen wie ein Weltmeister)...bin ich ins Rathaus gedüst. Direkt vor dem Haus habe ich einen Parkplatz gefunden...Yeah!
Nach dem Registrieren bin ich erstmal in den Hof. Dort saßen wieder einige Frauen an die Hauswand gelehnt im Schatten. "Wollt ihr heute mit mir singen?" - "Ja..." lächeln sie mir (etwas müde) entgegen.

Wusch, da kommt mir plötzlich ein kleiner Junge auf Rollerblades entgegen. "Oh weia", denk ich, "die Blades sind ja mega groß (Schuhgröße 45 !)". Der Kleine lächelt mich an und ich sehe eine aufgeplatzte Lippe und einen blauen Zahn. "Mein Gott, Kleiner, die Blades sind doch viel zu groß für dich!" entwischt es mir ängstlich. Der Kleine macht keine Anstalten mir zuzuhören. Dreht sich um und flitzt auf seinen Blades weiter. Er dreht Pirouetten, rast um die Ecken, wirbelt mal vorwärts, dann rückwärts. Wow! Wie ein kleiner Teufel grinst er mich an und ist schon wieder mit rasantem Tempo und einer blitzartigen Wendung auf der anderen Seite des Hofes. "Oh, wenn das mal gut geht! " Ich bin dennoch sehr beeindruckt, mit was für einer Leichtigkeit der Kleine das auf diesen VIEL zu großen Schuhen hinkriegt. Sportlich!

Ich gehe schnell noch hoch in den Frauenraum um Bescheid zu geben, dass ich heute wieder im Hof singe. Muna sitzt mit einer Helferin und 3 Frauen im ehemaligen Nähzimmer. Es ist immer noch Ramadan und die Frauen sehen müde, aber glücklich aus. Sie freuen sich alle, mich zu sehen und die Freude ist auch ganz meinerseits. Angeregt unterhalten wir uns über den Ramadan und eine Frau erzählt, dass während des Ramadan ihr Herz, welches sonst immer wie wild rast, viel ruhiger wird. Die andere Frau freut sich, schon einige Kilos abgenommen zu haben und die dritte ist etwas müde und sagt nix!

Nach einem weiteren netten Gespräch mit Muna gehe ich wieder in den Hof um mit den Frauen zu singen. Heute stelle ich einige kniffelige Übungen zusammen und die Frauen machen gut mit, trotzdem sie etwas müde wirken. Ein Mädchen welches anfänglich meine Stunde zu schwierig/streng fand und wegging, kam nach wenigen Minuten wieder und schien überrascht, was für tolle Sachen wir machten.

Wir sangen das ABC, mit Wörtern, die ich zu einem vollständigen Satz (nach und nach) aufbaute. Die Zahlen wurden addiert. Die Farben in hell und dunkel gegliedert. Es wurde mir, erstaunt über meinen großen Einfallsreichtum, zugenickt...Auf geht's...Einige schalten ab, aber die meisten waren begeistert und ließen sich vom Rhythmus und der Musik mitreißen. So soll` s sein!

Als ich mich verabschiedete kam das Mädchen, welches zwischendurch weggegangen war, auf mich zu und berichtete mir, dass sie in die Schule geht. Ich motivierte sie, gut weiterzulernen, damit sie ihrer Mutter mit der Sprache helfen könne.
Das Mädchen sagte, ihre Mutter hätte es sehr schwer hier in Deutschland, da sie all ihre Freunde und die restliche Familie in Syrien zurücklassen musste. Ich konnte sie nur bestärken, weiter fleißig die Sprache zu lernen, damit sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern eine Chance hat aus der Flüchtlingsunterkunft in eine Wohnung zu kommen.
Zufrieden nickte sie mir zu! "Mittwoch Mittag bin ich wieder da!" , verabschiedete ich mich. Freudestrahlend buchstabierte sie M-I-T-T-W-O-C-H.

Als ich zum Ausgang gehe, kommt der Kleine mit den Rollerblades angesaust, nimmt meine Hand, lächelt mir ins Gesicht und begleitet mich freudestrahlend zum Ausgang!

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Freitag, 28. Oktober 2016
Sommer pur (Berlin, den 8.6.2016)
Ist das heute wieder ein schöner Tag, es scheinen sieben Sonnen...eben Sommer pur!
Gestern hatte ich bei den Bundesjugendspielen in Mariellas Schule den ganzen Vormittag in der prallen Sonne mitgeholfen. Immer wieder feuerte ich die Kleinen an! Die machten das nämlich wirklich gut bei der Hitze. Ich hatte am Nachmittag von der vielen Sonne richtig Kopfschmerzen.
Meine kleine Marie war begeistert: "Das hast du richtig gut gemacht Mama!", strahlte sie mir entgegen. Na, dann ist ja alles ok!

Nach meinem morgendlichen 1 1/2 Stunden Schwimm- workout (welches ich täglich betreibe) -Ja, ja ich bin fleißig, denn man wird ja nicht jünger und von Nüscht kommt Nüscht!- bin ich dann heute immer noch mit etwas Kopfschmerzen und an Sonne satt, mit frohem Mut ins Rathaus gefahren.

Freudestrahlend kamen mir die Flüchtlinge entgegen. Im Rathaus wehte ein leichtes Lüftchen, denn man hatte viele Fenster geöffnet und es war schattig...Das tat gut!
Nachdem ich mir mein Kärtchen (ich habe jetzt eine bedruckte Karte mit meinem Namen und dem Titel "Lehrerin" drauf. Na so was?) abgeholt hatte, bin ich erstmal in den Frauenraum geeiert...irgendwie fehlte mir total die Energie!

Oben angekommen wurde ich erst mal von einer netten Helferin und drei Frauen im Frauenraum begrüßt. Die Helferin meinte, Muna sei gerade im Büro um das Prozedere der Wohnungssuche für Flüchtlinge zu organisieren, die nun eine Aufenthaltsbestätigung erhalten haben. Das stellte sich für einige Familien als schwieriger als vorhergesehen dar. Erstens sei die Sprache (trotz fleißigen Lernens!) noch ein Problem, zweitens die kinderreichen Familien (mit teilweise 6-8 Kindern plus Großeltern, Tanten und Onkel), die große Wohnungen brauchen, weil alle gerne zusammenleben würden. Es wäre daher hilfreich, wenn in Zukunft Helfer(innen) mit zu den Wohnungsbesichtigungen kommen würden.

Ich freute mich, dass für einige Flüchtlinge eine Aussicht auf eine eigene Wohnung in Betracht kommt. War doch letzte Woche mein Herz etwas schwer geworden, als ich erfuhr, dass in der Presse schlecht über das Rathaus berichtet wurde. Da wurde von zu wenig Essen für die Flüchtlinge, Streitereien deshalb, und von zu wenigen Helfern berichtet. Welches nicht den Tatsachen entspricht. Die Polizei soll wohl vorbeigekommen sein und sich eines Besseren belehrt haben!
Ich war ziemlich geknickt, denn so wie ich es mitbekommen habe, sind die meisten hier sehr engagiert. Sicher, es gibt immer mal wieder unzufriedene Helfer, aber das die gleich zur Presse rennen und ein verzerrtes Bild von der freien Bürgerinitiative in die Öffentlichkeit senden, finde ich traurig!

Weil es heute so schön ist und ich gesehen hatte, dass viele Frauen im Schatten in einer Reihe auf Bänken entlang der kühlen Hauswände im Hof saßen, bin ich runter in den Hof und habe, nachdem ich mir eine Bank zusammen mit einem kleinen Mädchen vor die Frauen in den Schatten gestellt hatte, mit allen gesungen.

Das war vielleicht ein Spaß! Es kamen immer mehr Frauen und Kinder dazu. Bis an die 40 Stimmen in den Hof hinaus klangen. Erst Zahlen, dann Farben, das ABC mit Vokabeln, Sätze mit Fragen: Das Kleid ist ?- "Rot" sangen alle. "Was ist weiß ?"- "Die Jacke" schallte es in den Hof! Nach und nach öffneten sich die Fenster zum Hof hinaus und der ein oder andere schaute begeistert zu, oder machte gleich mit. In einem rasenden Tempo änderte ich immer wieder den Rhythmus und die Musik passend zu den Übungen. Es wurde gekichert und gelacht! Wir kamen sehr gut voran. Am Ende motivierte ich alle, nächste Woche wiederzukommen.

Dann verabschiedete ich mich von allen und ging beschwingt noch mal in den Frauenraum und dann mein Kärtchen abgeben. Da saß nun ein junger Mann vor seinem Deutschheft und ich wurde von einer anderen Helferin zu ihm gerufen :"Da ist ja eine Lehrerin! Der junge Man möchte den Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ wissen." - "Naja...", hole ich aus. Eine andere junge Helferin, die bereits auch in den Raum gekommen war, erklärt es dem jungen Mann. Ich war ihr sehr dankbar dafür. Puh, das war ja noch mal gut gegangen...soviel zum "Lehrerinnen" - Titel.
Wenn es ums Erklären der Grammatik geht, bin ich wohl nicht die Richtige! Mit einem Schmunzeln ging ich dann zum Auto. Die Sonne schien mir ins Gesicht...eben Sommer pur!

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Montag, 26. September 2016
Mit Schwung (Berlin, den 18.5.2016)
Heute sind wir wieder zu zweit ins Rathaus. Da Mariella noch Pfingstferien hat, hatten Muna und ich vor, uns heute mit unseren Kindern im Rathaus zu treffen. Es ist wieder schönes Wetter. Über die Feiertage war es eher kalt und trüb gewesen, aber wir hatten dennoch frohe Stunden mit meiner Familie und die Sonne im Herzen.

Wir kamen zügig nach Wilmersdorf, bis ich in meine "Lieblingsstrasse" einbog. Mariella rief entzückt:" Hier sind wir in deiner Lieblingsstrasse, Mama, warum nennst du sie eigentlich so?" - "Na, weil ich hier meistens schnell einen Parkplatz finde!" Da erspähe ich einen Platz der gleich frei werden sollte, weil eine Frau ihr Kind gerade anschnallt hatte und zum Kinderwagen ging um ihn einzupacken. " Fahren sie raus ?"- " Ja in ein, zwei Minütchen!" - Von wegen!...
Sie klappt den Kinderwagen recht zügig zusammen. Also blieb ich stehen und wartete. Sie hievt den Kinderwagen in den Kofferraum, so müsste es gehen! Nein, sie entscheidet sich um und dreht den Kinderwagen, so passt es nicht. Umständlich wiederholt sie diese Prozedur, in alle möglichen Winkeln versucht sie den Wagen in den Kofferraum zu drücken. Hinter mir bildet sich eine lange Schlange. Keiner kann vorbeifahren da sich auf der andern Straßenseite zu allem Übel noch ein Lastwagen platziert hat. Alle warten geduldig...
Seelenruhig im Schneckentempo wird der Kinderwagen in den Kofferraum gehoben, und dann wieder gleich umpositioniert. Marie wird ungeduldig: "Was macht die Frau denn so lange mit dem Kinderwagen rum?" Endlich hat die Frau die anfängliche (verschmähte) Position des Kinderwagens wieder gefunden klappt den Kofferraum zu, setzt sich ans Steuer und sucht ihre Schlüssel.
21, 22, 23... ich atme tief durch. Endlich findet sie dann den Rückwärtsgang und fährt aus der Lücke. Anstatt in die freie Richtung abzubiegen, möchte sie aber in meine Richtung fahren und schaut mich empört durch die Windschutzscheibe an. Hinter mir eine dicht aneinander gereihte Autoschlange. "Ist die Frau verrückt, was glaubt die denn, Mama du kannst doch jetzt nicht nach hinten fahren?!" Ich kann es auch nicht fassen und muss lachen. Da fängt die Frau an zu Hupen. "Hup nur, jetzt kannst DU mal warten!", meine ich und fahre mit Schwung in die Parklücke rein.

Im Rathaus angekommen möchte eine übereifrige Helferin Marie nicht reinlassen. " Wie alt ist ihre Tochter denn ?" - " Sie ist 9 und wird dieses Jahr 10." " Nein, dann kann sie nicht rein, hier steht erst ab 10 ! ", sie zeigt aufgebracht auf ein Poster an der Wand. Unbeirrt schreibe ich unsere Namensschilder und hänge sie uns um. " Keine Sorge, ich war mit meiner Tochter schon mal hier und die Frauen und Kinder haben sich darüber sehr gefreut. Sie ist meine kleine Assistentin." Zähneknirschend gibt die übereifrige Helferin nach und wir gehen unter Zuzwinkern von einer weiteren Helferin in den Frauenraum.

Hier haben sich schon einige Frauen eingefunden, und nachdem ich frage, ob sie Lust haben mit mir und meiner Tochter zu singen, legen wir mit großem Eifer los. Marie zeigt die Buchstaben und Zahlen an, die wir besingen. Immer wieder fordere ich die Frauen auf, konzentriert mitzumachen.
Marie ist am Ende der Stunde total platt. Das war wieder ein ganzes Stück Arbeit, aber alle hatten Spaß und haben bis zum Ende mitgemacht. Wir wurden mit einem herzlichen "Dankeschön!" verabschiedet und da sich Muna und ihre Kinder nicht zeigten, sind wir in das neue Kinderzimmer im EG. Auch hier haben wir mit den Kindern gesungen, aber die Betreuerin (mit Kopftuch) war so hektisch, dass es mir ganz schwindelig wurde. Mit viel Ruhe und Geduld besang ich die Zahlen mit Addieren und Subtrahieren. Am Ende betonte ich noch, dass es von Vorteil wäre, wenn alle mitmachen. Zu lernen, sich zu fokussieren ist noch ein Stück Arbeit. Aber auch das bedeutet Integration. Freudestrahlend verabschiedeten sich die Kinder und ich bin mit Marie dann ins Park-Café, denn wir hatten uns dort mit Gunnar zum Mittagessen verabredet.

"Puh, noch mal komme ich aber nicht mit", meint Marie, "das war ja mega anstrengend!" Aber nach einem Schnitzel mit Salat sieht die Welt wieder rosig aus und wir gehen vergnügt Arm in Arm zum Auto.

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Montag, 12. September 2016
So kann' s gehen (Berlin, den 11.5.2016)
Oh jeh, ich war jetzt bereits schon mehr als zwei Monate nicht mehr im Rathaus und daher habe ich es mir heute nicht nehmen lassen, bei strahlendem Sonnenschein nach Wilmersdorf zu düsen. Auch wenn die Zeit noch so knapp war hatte ich letzte Woche nach freundlicher Nachfrage von einer der Organisatorinnen des Frauenzimmers versprochen zu kommen.

Ich kam super schnell zum Zielort und setzte mich, nachdem ich mir ein Plätzchen im Schatten gesucht hatte, mit meiner Gitarre auf eine Bank in den Hof.
Bevor ich die Gitarre in die Hand nehmen konnte, um zu beginnen, stürmte ein Mann auf mich zu und gab mir zu verstehen, dass er die Gitarre jetzt gerne haben wolle, denn er wollte darauf spielen. Ich sagte ihm freundlich, dass das mein Instrument sei und ich damit nun singen würde. Kritisch blickte er mir von der Seite tief in die Augen: "Ich kann aber sehr gut spielen!", betonte er entrüstet. Unbeirrt packte ich meine Gitarre weiter aus, begann zu spielen und setzte meine Stimmbänder in Schwingung. Mit einem verdutzen Ausdruck in seinen Augen hielt der Man den Atem an, seine Gesichtsmuskeln entspannten sich nach und nach. Bald schon wippte er mit dem ganzen Körper im Takt zu meiner Musik. Ich verspreche ihm, mich darum zu kümmern, eine Gitarre für ihn zu organisieren. Er strahlt mich daraufhin an.

In Windeseile gesellten sich nun kleine Gestalten dazu und schwirrten um mich herum...Da ein Mädchen auf dem Roller, dort ein anderes Mädchen mit einem gelben Luftballon und ganz in meiner Nähe ein Babymädchen welches immer wieder begeistert mit seinen kleinen Händchen auf meiner Gitarre trommelte. Ich besang alles um uns herum: "Der Luftballon ist Gelb"..."gelb", tönt es aus den kleinen Kinderkehlchen.
Der Mann sang mit freudigem Eifer mit! "Der Roller ist rot"..."rot", tönte es in den Hof hinein. So besang ich, mit den immer mehr werdenden Kindern, die Farbenvielfalt um uns herum. Es wurde gelacht, gekichert und manchmal gequengelt (weil doch der eine auch mal gerne auf dem Roller fahren wollte!).

Ich war wieder in meinem Element und motivierte alle mitzumachen. "Geht ihr denn auch in die Schule?" wollte ich von den älteren Kindern wissen. "Nein, wir singen doch mit dir!" bekam ich sodann als Antwort. "Das reicht aber nicht, ihr Lieben. Ich bin ja, wenn' s hoch kommt, nur einmal die Woche da." - " Dann komm doch auch morgen." - " In der Schule trefft ihr doch sicherlich auch andere Kinder mit denen ihr dann spielen könnt und so die Sprache schneller lernt." Sie blicken mich mit großen Augen an. " Damit ihr hier in Deutschland zurecht kommt, müsst ihr doch die Sprache lernen?!" " Nein!", betont das Mädchen auf dem Roller, "Ich möchte lieber wieder zurück nach Syrien!" Darauf habe ich erst mal keine Antwort.

Wir singen weiter, bis zwei nette junge Helferinnen auf mich zukommen um mit mir zusammen in den Frauenraum zu gehen. Ich schließe die Tür auf, denn ich hatte mir am Eingang den Schlüssel besorgt. Alles wohl sortiert, gemütlich, mit Lernpostern an den Wänden...ich bin mal wieder beeindruckt. Da sich keine Frauen einfinden gehen wir wieder in den Hof, denn das Wetter ist ja so schön.

Auf mehreren im Schatten an die Hauswand gestellten Bänken sitzen in einer langen Reihe so an die 40 Frauen. Ich frage, ob ich mich dazugesellen darf um mit ihnen zu singen. Freundlich, aber dennoch überrascht, was jetzt wohl kommt, wird mir sofort Platz gemacht. Ich fange an zu improvisieren, mal groovig, mal perkussiv...ein Raunen geht durch die Reihe. Es wird gelacht und gekichert, immer mehr Frauen kommen dazu. Ich kann die meisten motivieren mitzumachen. "Das Kopftuch ist weiß" - "weiß" schallt der Chor der Frauen und Kinder (die nun auch wieder schnell herbeigeeilt sind) in den Hof hinein. Wir besingen die Farben um uns herum. Immer wieder mache ich kleine lustige perkussive Einlagen, das gefällt!

Die Frauen strahlen mich an, als ich meine Gitarre zusammenpacke um zu gehen. " Nächste Woche bin ich wieder bei schönem Wetter hier im Hof und sonst im Frauenzimmer!" - " Danke, das war schön!" Umringt von lachenden, dankbaren Kindern gehe ich zum Ausgang. "Tschüss, bis nächste Woche!" So kann's gehen...es hat mir wieder super Spaß gemacht!

Pünktlich sitze ich dann kurz darauf beim Zahnarzt in Mariendorf und lasse das Erlebte Revue passieren.

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Mittwoch, 13. Juli 2016
Unfassbar (Berlin, den 29.2.2016)
Heute hatte ich eigentlich gar nicht vor in Rathaus zu fahren..., aber da ich schon mal in der Gegend war und noch etwas Zeit hatte, bin ich kurz entschlossen hingegangen.
Mit großen Augen begrüßten mich die Frauen...Ahhh da ist ja die Musik....heute ohne
Gitarre ?!- "Ja , ich bin heute einfach mal spontan vorbeigekommen." Freudestrahlend lächelt mich Muna an: "Das ist ja eine Freude dich heute zu sehen Lia, toll siehst du aus mit deinem roten Outfit! Ich setzte mich zu Muna in das Nähzimmer und wir unterhalten uns angeregt über Munas Erfahrungen in der Waldorfschule und tauschen Meinungen aus.

Es ist mir immer wieder eine große Freude mich mit ihr auszutauschen. Muna ist so angenehm ruhig, gelassen und dabei sehr warmherzig. Ich sprudele über wie ein Vulkan und Muna ist der wohltuende ruhige Bach der vorbeizieht. Wir müssen beide lachen, als uns das bewusst wird. Wir haben den größten Respekt voreinander. Immer wieder begrüßt uns ein bekanntes/neues freundliches Gesicht, reicht uns die Hand und freut sie uns zu sehen! Es herrscht eine schöne innige und wohltuende Stimmung.

Auf einmal flitzt eine Junge Frau, ca. 18/ 19 Jahre alt, an uns vorbei. Sie hat Platin blond gefärbtes zu einen feschen Bob geschnittene Haar, eine enge Jeans und einen engen Wollpullover an. Beides unterstreicht ihre schöne schlanke Figur. Sie stellt sich in die äußerste Ecke vom Nähzimmer, blickt uns mit ängstlichen Augen an. "Ja, Du kannst gerne hier bleiben", sagt Muna warmherzig. Die Frau blickt schnell weg und scheint mit ihrem Mobiltelefon und den in ihre Ohren gestöpselten Kopfhörer beschäftigt. Plötzlich fängt sie an zu schlurzen, ganz kurz weint sie, blickt aus dem Fenster und läuft hektisch, wie getrieben aus dem Zimmer.

Nanu was ist das? Wir sind verwirrt! Draußen im Gang stehen ein paar junge Flüchtlingsmänner (ebenfalls mit Handy) vor einer Zimmertür schräg gegenüber des Frauenzimmers und blicken der jungen Frau lüstern nach.
Diese steht nun mit dem Kopf an die Wand gelehnt zur Wand gedreht ein paar Meter neben dem Frauenzimmer auf dem Gang und starrt auf den Boden.

"Die Jungen Männer stellen wohl der junge Frau nach?!", meine ich empört. "Das kann gut sein", entgegnet Muna. "Die junge Frau habe ich jetzt schon den ganzen Tag beobachtet und sie verhält sich sehr komisch. "- Die Männer denken die junge Frau sei leicht zu haben, da sie kein Kopftuch trägt, blonde Harre hat und sich auffallend anzieht. Das kann nicht sein!!! Nachts können Frauen ihre Zimmertüren nicht ab schlissen und so muss sie das schlimmste befürchten.

Ich bin außer mir! Am liebsten würde ich die junge Frau beschützen und sie mit nach Hause nehmen. Ich bin entsetzt!!! Mir kommen die Tränen. Muna beruhigt mich und meint, dass es schon Gut ist, das die Junge Frau ins Frauenzimmer kommt. Das kann für sie ein Zufluchtsort sein. Wir blicken beide noch einmal auf den Gang, aber da ist die junge Frau nicht mehr zu sehen.

Nicht nur, dass die junge Frau von den Männern gehetzt wird, sie wird AUCH von den anderen Flüchtlingsfrauen missbilligend betrachtet...weil sie KEIN Kopftuch trägt. Am liebsten hätte ich ihr in dieser Situation einen Schal zum Schutz übergeworfen! Aber wir kommen überein, dass das auch keine Lösung gewesen wäre!

Was uns bleibt ist in Zukunft aufmerksam zu beobachten was da passiert und uns mit den anderen Helferinnen und Helfern auszutauschen. Wir sprechen mit einigen Helferinnen und erfahren, dass diese junge Frau seit 3 Wochen in der Notunterkunft mit zwei Freundinnen ist. Sie kommt ab und an ins Frauenzimmer. Spricht kein deutsch und will es auch nicht lernen.
Ich werde wachsam bleiben! Kommt sie noch mal ins Frauenzimmer, wenn ich da bin, werde ich sie versuchen anzusprechen und hoffen, dass sie mit mir redet.

Ich gehe noch kurz in den großen Aufenthaltsraum. Da ist es sehr unruhig und ich beschließe daher, ohne meine Gitarre, heute kein Singen zu machen. Nachdem mir eine andere Helferin ihr Herz über die Probleme mit ihren beiden Töchtern ausgeschüttet hat, gehe ich bis über beide Ohren, randgefüllt mit Problemen beladen den Gang hinunter dem Ausgang entgegen. Schritt für Schritt versuche ich das erlebte und gehörte zu verarbeiten.

Im Auto sitzend kann ich mich dann wieder freuen meine "Kleine" von der Schule abzuholen. Mit leuchtenden Augen kommt mir Mariella mit ihrer Freundin im Arm auf dem Schulhof entgegen. Beide sind überglücklich, weil sie sich nach langem Streit nun endlich wieder vertragen haben. Ich bin sehr froh darüber und drücke meine Marie fest an mich. "Ich bin so froh, dass es dich gibt, mein Schatz", küsse ich ihr auf die Stirn. " Du bist die beste Mama, auf der ganzen Welt!" strahlt mir mein Herzblatt entgegen. Eine unglaubliche Wärme und Dankbarkeit durchströmt mich und ich wisch mir schnell ein Tränchen von der Wange.

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Montag, 20. Juni 2016
Der alltägliche Wahnsinn (Berlin, den 17.2.2016)
Na heute morgen ging `s vielleicht mal wieder heiß her bei uns. Eben der morgendliche Wahnsinn! "Marie bitte komm zieh dich an wir müssen los! "- keine Reaktion. Nur die Ruhe bewahren...bis 25 zählen. Das Kind humpelt durchs Haus: "Aua, mein Fuß tut mir weh." Wir untersuchen also vorsichtig den Fuß, alles scheint ok. "Nun aber los!" Mariella bleibt wie angewurzelt auf dem Treppenabsatz sitzen. Gunnar nun wirklich aufgebracht: "Los jetzt anziehen, wir sind spät! "- keine Reaktion. Gunnar zieht Mariella von der Treppe: "Aua du tust mir weh, Papa!" ein flehender Blick zu mir. Und schon streiten die beiden bis Gunnar schließlich Maries Schultasche packt und ins Auto steigt: "Ich fahr JETZT!" Marie läuft quengelnd zum Auto und steigt mürrisch ein. Was für ein Start in den Tag!

Ich räume noch schnell den Frühstückstisch ab und fahre, nachdem ich noch etwas am Computer gearbeitet habe und einkaufen war, im strahlenden Sonnenschein nach Wilmersdorf.
Im Rathaus angekommen gehe ich mich erst einmal anmelden und wie üblich durch den Hof ins Hauptgebäude. Auf meinem Weg kann ich eine junge Frau mit einem Baby auf dem Arm motivieren in den Frauenraum mitzugehen. "Ich werde dort singen". -Ja das ist schön! Sie kommt freudestrahlend mit in den 3 Stock.

In den drei Frauen-Räumen ist mächtig was los. Im Näh- Zimmer wird eifrig genäht: Hallo- es werden freundliche Blicke getauscht. Im kleinen Deutschzimmer sitzen zwei Frauen (die letztes Jahr so schön mit mir geschunkelt hatten) mit der Deutschlehrerin und arbeiten konzentriert, als ich kurz in den Raum blicke um "Hallo" zu sagen. Ein kurzer freundlicher Austausch mit der Lehrerin und den beiden jungen Frauen die auf ein kleines Babymädchen neben sich auf dem Tisch in einer Tragetasche zeigen. ( im November trug die eine junge Frau das Kind noch unter dem Herzen). So süß ist die Kleine! Ich bin entzückt. Da zupft ´s an meinem Pulli. Ein kleines Mädchen möchte dass ich nun endlich in den großen Raum zum singen kommen.

Also gehe ich dann ´last but not least` in den großen Aufenthaltsraum wo der Bär steppt. Mindestens 20 Kinder wuseln um mich rum...es wird getanzt, gequietscht und gelacht. Das Kinderzimmer ist heute zu und somit sind die Kleinen alle hier. Ich setze mich mitten in den Raum, hole meine Gitarre raus und nachdem sich alle im Kreis um mich herum platziert haben fangen wir an.

Hallo! H- A- L-L- O! Ich trommele den Rhythmus auf der Rückseite meiner Gitarre. Dann geht's Reih um: Ich heiße...., wie heißt du? Alle machen etwas erstaunt, aber durch den Rhythmus angetrieben freudig mit.
Dann geht's ans Alphabet und schließlich an die Farben.

Als ich am Schluss meine Gitarre einpacken will, kommt ein Kind nach dem andern und streckt mir eine Karte mit einem Kinderlied drauf entgegen. "Singen!" Also singe ich mit Gitarre: Fuchs du hast die Gans gestohlen; Summ, Summ Summ; Alle meine Entchen; Der Kuckuck und der Esel; Auf der Mauer auf der Lauer; Es tanzt ein Bi-Ba Butzemann. Immer schneller strecken sie mir neue Karten entgegen. Die Kinder haben mächtig Spaß und werden nicht müde immer wieder neue Karten empor zu recken... bis ich passe.

"Jetzt ist Schluss ihr Lieben! Vielleicht schaffe ich es ja diese Woche Freitag noch einmal wieder zu kommen". -" Prima, da freuen wir uns", meint Muna. (Die es bedauert hatte, dass sie heute leider recht spät dazu gestoßen war.)

Nach einem längeren Gespräch mit Muna über Montessori- und Waldorfschulen, erfuhren wir von der jungen Frau mit dem Babymädchen in der Tragetasche, dass die Frauen in der Notunterkunft ihre gesamte Post noch immer nicht erhalten hatten (wie z.B. ihre Geburtsurkunden, auf die sie schon seit Monaten warteten), weil die Namen falsch aufgeschrieben/ nicht gut übersetzt wurden und somit ihre Empfänger bis dato immer noch nicht erreichen konnten.
Wer spricht schon im Postamt arabisch? Kaum einer! So kann's gehen und so warten und warten alle geduldig bis hoffendlich bald der ersehnte Brief seinen richtigen Empfänger findet.

Muna und ich gehen heute gemeinsam zur Strasse: "Bis vielleicht Freitag, Lia!"- "Ja ich schau mal ob ich `s schaffe,"
Jetzt schnell ins Auto und den Spendenbeutel mit Kinderkleidern an der Kleiderkammer abgeben und ab zum Baumarkt eine Leselampe für Gunnar kaufen, nach Hause fahren, kochen und dann Mariechen abholen!

Freudestrahlend kommt Marie mir am Schultor entgegen. Die Welt ist wieder in Ordnung:
"Mama du bist die Beste!"

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Donnerstag, 2. Juni 2016
Hartnäckig (Berlin, den 20.1.2016)
Ich hatte am Sonntag ein schönes Konzert im Zimmer 16, mit nicht enden wollenden Zugaben. Spielte 1 1/2 Stunden durch...der Veranstalter wollte dass ich nur ein Set mache..."Du kannst ruhig noch immer weiter spielen!" Gunnar verteidigte mich ritterlich: "Lia singt und spielt Klavier in einem durch...in ihrem Soloprogramm kann sie sich keine Sekunde ausruhen...da braucht sie doch 'ne Pause zwischendrin!" - " Oh ja, das habe ich gar nicht bedacht", meinte der Veranstalter dann doch einsichtig. Aber da hatte ich schon mein ganzes Programm durch. Am meisten hat mich gefreut, wie souverän Marie "Come rain, come shine" mit mir zusammen im Duett gesungen hat.

Nach dem Konzert brach dann die Erkältung auch bei mir wieder aus. Hatte ich doch einem Ansturm von Viren (durch Gunnar, Marie und meine Singschüler...) bis dato eisern entgegenkämpfen können...gab in der Nacht zu Montag mein Immunsystem auf und das "Gebelle" fing wieder an. Was für eine hartnäckige Erkältung!
Ich nahm mir also Montag Vormittag erst mal eine Auszeit, indem ich, bei einem wundeschönen Spaziergang durch die sonnig verschneite Schneelandschaft des Britzer Gartens, meine Seele baumeln ließ und meine Lunge mit wohltuend kühler Frischluft verwöhnte- Herrlich!

Mit frisch aufgetankter Energie bin ich dann heute ins Rathaus. Als ich gerade meine Gitarre aus dem Auto gezogen und auf die Schultern geschwungen hatte, hörte ich eine Stimme hinter mir: "Wo spielen sie denn jetzt bitteschön Gitarre?" Ich blickte in freundliche Augen und berichtete, was ich im Rathaus so trieb. "Ach nein, das ist ja einen tolle Idee. Ich bin auch Deutschlehrer und ich koordiniere den Unterricht im ICC. Was für ein Zufall, sind sie ausgebildet?"
"Ich bin Sängerin und habe mit Freuden bemerkt, wie viel leichter es die Flüchtlinge haben, in Kombination mit Musik und Rhythmus Deutsch zu lernen."

"Darf ich sie bitte anschreiben, damit sie ihr Lernkonzept mal im ICC vorstellen können." -
"Klar" , sag ich und gebe ihm meine Visitenkarte mit dem Beisatz, dass ich freischaffende Künstlerin bin und meine Webseite eine Infoseite über mich und meine Musik ist, aber kein Lernkonzept demonstriert. "Nein, sicherlich, das verstehe ich. Ihr Konzept können sie ja dann persönlich vorstellen." - "Ja gerne...ich muss jetzt leider ... die Frauen warten auf mich..." - "Das freut mich, ich melde mich bei ihnen!"

Jetzt aber schnell einschreiben, Karte holen und rauf in den Frauenraum. Es ist brechend voll. Muna hilft mir beim auspacken der Gitarre und los geht´s. Wir arbeiten eine Stunde. Ein Gewusel...Gerappel...Gezappel! Immer wieder versuche ich, mit kräftiger klassischer Gesangstimme, wenn`s zu dolle wird, für Ruhe zu sorgen..."Mensch Lia, die Frauen sind ja aus allen Wolken gefallen...was hast du nur für eine Power!"

Ich erzähle Muna, dass ich über meine/unsere Arbeit im Rathaus einen Tagebuch - Bericht schreibe. "Den Bericht solltest du unbedingt auf einen Blog ins Internet setzten...dass du mit den Frauen, Kindern singend Deutsch unterrichtest und es zudem noch aufschreibst ist eine Gabe, derer musst du dir bewusst sein. Deine positive Art und das, was du hier machst ist toll! Bitte teile es!" - "OK wenn Du meinst, ich will mich aber damit nicht profilieren, hab es eigentlich nur zu meiner Erinnerung niedergeschrieben." - "Quatsch, du berichtest doch einfach nur, was du erlebt hast und lässt somit die, die es lesen wollen an deinen Eindrücken teilhaben." Sie ist ziemlich hartnackig und lässt nicht locker, bis ich dann doch zustimme.- "Also gut!"

Bevor ich nach Mariedorf düse kauft Muna sich dann noch schnell meine "Sie lebt" CD..."Die höre ich mir heute Abend an!" Dann verabschiedet sich ein um die andere Frau bei mir mit einem warmherzigen "DANKE". Ich bin sehr gerührt!


In der Notunterkunft im AVAYA Mariendorf haben sich heute nur die ganz Kleinen im Unterrichtsraum eingefunden und so arbeite ich spielerisch mit viel Klatschen das ABC und an einigen Wörtern mit ihren Silben. Ich habe festgestellt, dass sowohl die Frauen, als auch die Kinder neue Wörter besser aussprechen können, wenn sie die Silben mitklatschen.
Am Ende verabschieden wir uns. "Bis morgen!" - " Nein, morgen bin ich nicht da, aber nächste Woche wieder am Mittwoch!" - "OK. Bis dann!"

Ich gehe von freudestrahlenden Kindergesichtchen umringt zum Ausgang! SO EIN GLÜCK, denk ich und gehe beschwingt und mit einem Lächeln im Gesicht zum Auto.

Gleich kommt Marie nach Hause ... ich freu ich mich auf mein Mädchen!

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Mittwoch, 18. Mai 2016
Freie Musik (Berlin, den 13.1.2016
Heute war ich erst gegen 12:30 Uhr im Rathaus Wilmersdorf. Nachdem ich mit den Frauen und einigen Kindern im Frauenzimmer gesungen/ gearbeitet hatte, nahm ich mir heute endlich mal die Zeit, mich ausgiebig mit den Frauen und Muna zu unterhalten.

"Deine freie, unprätentiöse Art mit den Flüchtlingen zu arbeiten/ singen müsste der RBB* mal festhalten, dass ist einfach nur wunderbar, wie du den Frauen ein Lächeln ins Gesicht zauberst." Muna erzählte mir von dem jungen Mädchen, welches heute mit Begeisterung mitgesungen hatte. Das Mädchen hatte es wohl besonders schwer und sei deshalb generell sehr angespannt. Mit Freuden habe Muna bemerkt, dass sich während unserer Singerei die Spannung bei diesem Mädchen löste.

Ich habe mich so sehr darüber gefreut. Wir können so viel Gutes tun, wenn wir es nur zulassen, uns auf die Menschen einzulassen und sie akzeptieren und respektieren. Denn so können wir am besten unsere freien Ideale verständlich machen und transportieren und dabei selber so viel lernen.

Über die Facebookseite für die Helferinnen hab ich erfahren, dass "TERRE DES FEMMES" heute einen Flyer erstellt hat, der in zehn Sprachen (Deutsch, Englisch, Arabisch, Albanisch, Serbisch, Paschtu, Farsi, Urdu, Französisch und Swahili) darüber informiert, dass in Deutschland für Frauen und Männer die gleichen Rechte gelten. Im Text wird deutlich gemacht, dass geschlechtsspezifische Gewaltformen in Deutschland verboten sind. Ziel ist es, neben der Aufklärung von Gewalt betroffene Frauen zu ermutigen, sich Hilfe zu suchen.

Nach all den positiven Erkenntnissen bin ich dann frohen Mutes in die Notunterkunft im AVAYA bei uns in Mariendorf gefahren. Habe mich nach Absprache in den wohl sortierten Raum (super eingerichtet für Deutschunterricht!) mit meiner Gitarre gesetzt und, nachdem ein motiviertes/ freudestrahlendes Mädchen eine Schar von Kindern zusammengetrommelt hatte, mit ihnen gesungen/gearbeitet.

Fast alle Kinder sagten, dass sie aus Syrien sind. Sie waren sehr dynamisch, jedoch diszipliniert. Einem 9-jährigen Jungen fiel vor Verblüffung immer wieder die Kinnlade nach unten, wenn ich mit lustigen Raps und Improvisationen daher kam. So goldig!
Ich war geplättet von der Schnelligkeit, mit der wir voran kamen. Wie liebevoll die Größeren den Kleineren halfen. Wow, das hatte ich nicht erwartet!

Im Anschluss bin ich dann ins Betriebsbüro und habe mit der Leiterin Fatima besprochen, dass ich nun jeden Mittwoch Nachmittag zum Singen kommen wolle. Fatima, die mir mit leuchtenden Augen mitteilte, dass sie ursprünglich auch in der Notunterkunft in Wilmersdorf gearbeitet hatte, war begeistert und sagte sie würde im Flur einen Aushang zur Info meines Kurses machen.

"Wenn ich Zeit habe kann ich eventuell auch mal an anderen Tagen vorbeikommen", habe ich ihr gesagt. "Oh, ja das wäre schön!"
Ich freu mich schon richtig, regelmäßig mit den Kindern in Mariendorf zu singen, denn das hat mir richtig Spaß gemacht!

Nun werde ich also in zwei Notunterkünften Deutschunterricht mit freier Musik und unbändige Freude anbieten. Cool, nicht?

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Mittwoch, 4. Mai 2016
Auf ein Neues (Berlin, den 6.1.2016)
Es ist schon einige Zeit her, ...Ja, ja, ich weiß, genau zwei Monate... seit meinem letzten Bericht. Der November/ Dezember hatte mich mit einer schweren Bronchitis beglückt, so dass ich nicht regelmäßig ins Rathaus gegangen bin.

Nichtsdestotrotz war ich mächtig beeindruckt, wie schön die Helfer mit den Flüchtlingen zusammen vor Weihnachten alles im Hof so festlich geschmückt hatten, als ich im Dezember im Rathaus war und einem Termin mit den Hebammen des Krankenhauses Spandau im Frauenraum beiwohnen durfte. Das hat mich sehr gerührt. Die Frauen sollten über Hygiene und Verhütung aufgeklärt werden und konnten ihre Fragen an die Hebammen stellen. Wie viel Mühe sich alle geben, um es den Flüchtlingen in dieser Unterkunft so angenehm wie möglich zu machen, das ist einfach wunderbar. In stiller Übereinkunft mit Muna haben wir festgestellt, dass die Notunterkunft in Wilmersdorf doch ein richtiges Vorzeigeprojekt ist!

Es wurde vor Silvester ein Informationsblatt über die Tradition zum Silvesterknallen in 4 Sprachen von einer Top Firma übersetzt und in den Gängen zur Einsicht ausgehängt. Damit die Flüchtlinge sich nicht erschrecken würden, wenn`s am 31. um 24:00 und vorher (!) wie wild knallt! Der Knaller, nicht?

Auch wurde kürzlich ein Ausruf unter den Helferinnen gestartet, Winterklamotten, Schals und Mützen für die Flüchtlinge zu spenden, da diese teilweise mit Boxershorts und Flippflops in die Eiseskälte raus sind.
Nach nur einem Tag, war der Bedarf gedeckt. Genial!!

Nun bin ich heute wieder das erste mal im neuen Jahr zum Rathaus gefahren.
-Was schreib ich da, eher gekrochen! -
Es hatte letzte Nacht etwas geschneit und wir haben seit ein paar Tagen eisige Minusgrade zwischen -8 und-12. Also sind alle auf der Autobahn langsamer als langsam gefahren. Bloß nicht rutschen...dabei fuhren die Autos so dicht aufeinander, dass es auch keinen Unterschied mehr machte mit 40 über die Autobahn zu kriechen. Wäre einer tatsächlich ins Rutschen gekommen hätte es trotzdem aber so was von einem "Gekrache" gegeben!

Ich brauchte daher natürlich doppelt so lang, war somit viel später vor Ort als geplant. Also nix wie ab: registrieren, Kärtchen holen und auf in den Frauenraum.
Ich die Tür nach dem Klopfen geöffnet...Hups, da sitzt eine ganze Familie auf einer Matratze und trinkt Tee und blickt mich mit entgeisterten Augen an. "Tschuldigung, falsche Tür erwischt!"

Kein Problem, beim nächsten Versuch öffne ich die richtige Tür. "Hallo, wie schön, es gibt heute Musik", ruft eine nette Helferin mir entgegen. Ich setze mich an den Tisch (alles ist in der Zwischenzeit etwas umgestellt worden, sieht aber gemütlich aus). Ich packe meine Gitarre aus und fange an, mit zwei jungen Frauen, sie sind ca. 16 Jahre alt, zu singen. Nach und nach füllt sich der Raum mächtig, bis an die 25 junge Frauen und Kinder um den Tisch herum sitzen und mit Begeisterung das ABC mit mir singen/ üben.

Nach 45 Minuten packe ich meine Gitarre wieder ein (Meine Fingerkuppen schmerzen, nicht genug Gitarre gespielt in der letzten Zeit, das rächt sich jetzt!). Ich setze mich zu einer Frau, die ich von früher kenne und die etwas abseits auf einem Sessel gelauscht hatte. Ich frage sie, wie es ihr denn so geht und sie gibt mir zu verstehen, dass es ihr nicht so gut geht. Sie hat irgend etwas schlechtes gegessen und musste dann operiert werden. Sie zeigt mir die Narben auf ihrem Bauch.

"Ich habe 4 Kinder", sagt sie "und die haben keine Probleme gemacht und da esse ich hier irgend etwas falsches und muss gleich unters Messer!" Sie rollt die Augen. Ich gebe ihr zu verstehen, dass mir das wirklich leid tut. Gerne hätte ich noch mit ihr weiter gesprochen, aber ich musste mich leider verabschieden, da ich mich mit Gunnar zum Mittagessen im Parkcafe verabredet hatte.

"Mensch, ich kam mir ja vor wie beim Rattenfänger von Hameln", ruft mir beim Rausgehen eine Helferin entgegen. "Da sitz' ich den ganzen Vormittag hier im Frauenraum und möchte mit den Frauen Deutschunterricht machen und nur ein um die andere Frau ist da...aber du kommst mit deiner Gitarre und deiner Stimme hierher und ziehst die Frauen magisch an, dass der Laden brummt. Toll, was Musik nicht alles bewirken kann. Aber ich fand es auch schön, dass du so geduldig immer wieder alles wiederholt hast, so dass die Frauen richtig gut mitkamen und somit viel Spaß hatten."

Es ist immer wieder schön zu sehen, wie leicht die Frauen und Kinder durch den Rhythmus und die Musik lernen. Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Mit einem Lächeln verabschiedete ich mich von den jungen Frauen (einige saßen immer noch eifrig am Tisch und wiederholten das Gelernte), Kindern und Helferinnen und stapfte, nachdem ich mich ausgetragen hatte, durch den Schnee ins Parkcafe!

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Donnerstag, 21. April 2016
Warm (Berlin, den 9.11.2015)
Nach einem wunderschönen WE in Hamburg bin ich heute frohen Mutes ins Rathaus gefahren. Wir haben wieder sommerliche 18 Grad und ich ging daher ohne Jacke und mit meiner Gitarre auf den Schultern zum vertrauten Ort: also zum Infostand, registrieren, das Namensschild abholen und ab ins Kinderzimmer im 3. Stock, wo ich mich nach allgemeiner Begrüßung (mit meiner Gitarre) auf meinen gewohnten Platz setzte.

Ich bat die Helferinnen, mitzumachen, und so setzten sich alle im Kreis um mich. Los ging es mit der persönlichen, musikalischen Begrüßung: "Ich bin die Lia und wer seid ihr?" Mir wurden sogleich die schönsten und exotischsten Namen entgegen gesungen. Ich wiederholte sie natürlich (unabsichtlich) häufig falsch, was ein fröhliches Kichern zur Folge hatte.

Wir groovten uns dann durch die Farben und ich ließ mir wirklich viel Zeit bis alle Kinder die Farbpalette verstanden hatten und auf die richtigen Gegenstände zeigten, die grün, rot, oder braun etc. waren. Mensch, hatten wir einen Spaß! Mir lief nur so der Schweiß in die Augen, so dass ich immer wieder blinzeln musste und von dem ein oder anderen Kind / Helferin eine zwinkernde Rückantwort bekam. Was für ein freudiges Gezwinkere!

Während unserer intensiven und farbenprächtigen Singerei lugten mal Muna, dann ein Grüppchen Lehrer vom Schulamt, und auch diverse Helferinnen in den Raum. Ein Vater von zwei kleinen Jungs machte besonders angetan mit und löste am Schluss einen tosenden Applaus aus.- So kann `s gehen!

Nach einer super schönen Stunde mit den Kleinen bin ich dann in die Frauenzimmer gegangen, wo im Wickelraum eine Helferin mit einigen Kindern und deren Müttern "Bruder Jakob" sang.
Ich also in den Aufenthaltsraum mit der Tafel nebenan. Und erst mal mit drei Frauen gearbeitet. Nach und nach wurde der Raum voll und voller. Ich wiederholte alles von den letzten Wochen, alle hatten Spaß. Ich hatte mir nämlich ein System ausgedacht: Ich holte alle einzeln an die Tafel, wo sie, je nach ihrem Können, von mir unterschiedlich schwere Aufgaben bekamen. So macht` s Spaß!

Am Schluss wieder ein kräftiger Applaus. Alles ist gut! Die Wogen haben sich geglättet. All die lieben Helferinnen, die mich am Schluss regelrecht umarmten und mir bekundeten, wie toll Sie meine Arbeit mit den Frauen fänden. Muna war wieder Feuer und Flamme, "Ich wusste es, dass du das wieder hinkriegst, Lia!".
Mensch ist das schön, nicht mehr so ganz allein, wie in den Herbstferien, das Ding zu wuppen.

Eine sympathische Asiatin (die Organisatorin vom Kinderzimmer) kam freudestrahlend auf mich zu. "Ich habe die Kinder noch nie so konzentriert und mit so viel Spaß arbeiten sehen. Machst du das bitte jetzt regelmäßig, jede Woche? Einmal für die Gruppe von 3-5 Jahren und einmal für die Gruppe von 5-9 Jahren. Bitte, Bitte das ist so toll - Auch die Lehrer vom Schulamt waren super begeistert von deiner Lehrmethode!"

Nachtigall, ick hör dir trapsen!- Es hagelte nur so Komplimente.- Der Vater von den zwei kleinen Jungs rief jedes mal, wenn er an mir vorbeilief: "Das war ja toll!" Und zeigte mir beide Daumen hoch. Mir wurde fast schwindelig von all dem freundlichen und positiven Feedback.

Als ich schon fast wieder an meinem Auto war, bemerkte ich, dass ich mein Käppi im Rathaus liegen gelassen hatte. Also machte ich kurzerhand kehrt und düste wieder hinauf in den dritten Stock um mir schweißgebadet mein Käppi und weitere Komplimente abzuholen. Mensch, ist das warm heute!

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Mittwoch, 6. April 2016
Chaos (Berlin, den 2.11.2015)
Also heute ging`s ja ab. Nicht nur dass ich fast von einem Fahrradfahrer beim Aussteigen aus meinem Auto überfahren wurde. "Pass doch auf!" Wusch, zog das Fahrrad an meiner Nasenspitze vorüber. Puh, das war ja noch mal gut gegangen.
Nein, da stand mein Auto nun auch noch gerade mal 1 mm von einem Metallpfeiler entfernt! War ich doch beim Einparken (von einem mitfühlenden Autofahrer) freundlich auf die Parkplatz eingrenzenden Pfeiler aufmerksam gemacht worden. "Ja, klar ich pass auf", und als ich dann so hinter meinem Wagen stehe um mein Gitarre auszupacken sehe ich, dass ich wirklich Glück gehabt hab, dass es nicht -ratsch- gemacht hat und das Auto keine Kratzer abbekommen hat.

Ich gehe mit klopfendem Herzen, den Schock noch verarbeitend, zum Rathaus und bemerke, dass ich gar kein Pflaster mehr auf meinem Finger (den ich mir gestern beim Säubern eines Joghurtglases verletzt hatte) habe. Vielleicht kann ich ja so gar nicht gut Gitarre spielen, denn gestern hat der Schnitt wie wild geblutet und wenn mir die Wunde beim spielen wieder aufgeht, na dann "Prost Mahlzeit!" Ich also mich dazu entschlossen, heute nur Akkorde zu spielen, wo ich den kleinen Finger nicht brauche.

So in Gedanken steh ich auf einmal direkt vor einem blauen Häuschen vor dem Rathaus. Vor dem Häuschen stehen zwei Wächter, die strahlen als ich ein: "Wow, schicker Infostand!" ausrufe. Im Infostand werden dann meine Daten, durch ein kleines Fensterchen hindurch, aufgenommen. Nachdem ich mir im Rathhaus dann mein Umhängeschild abgeholt habe geht`s weiter ins Hauptgebäude, begleitet von einer Helferin, die auch in den Frauenraum möchte.

Dort ist so einiges los, da wird an der Nähmaschine (denn es gibt ja jetzt nur noch eine!) genäht. Im Unterrichts-/Aufenthaltsraum wuselt es von Kindern, die auf mich zu stürmen und meine Gitarre haben möchten. Ich sage ihnen, dass ich erst mal die Gitarre abstelle um dann mit ihren Müttern zu singen. Ein kleiner Junge lässt sich aber nicht beirren und zupft am Reisverschluss der Gitarrenhülle. Ich bitte ihn freundlich aber bestimmt, die Gitarre samt Tasche in Ruhe zu lassen und mache mich dran, die Poster an der Tafel zu fixieren. Auf einmal - Peng -, knallt meine Gitarre gegen die Tafel. Der kleine Junge hatte sie in Windeseile ausgepackt und umgeschnallt und steht nun wie "Elvis Presley" in seinen besten Jahren vor mir.

Wenn das nun nicht meine Gitarre in seiner Hand wäre, die nun eine mächtige Delle am Gitarrenhals hat, hätte ich bei seinem Anblick sicher gelächelt...aber so nehme ich ihm die Gitarre aus der Hand und sage deutlich, dass das mein Arbeitsinstrument ist und daher für mich sehr kostbar. Ob er mich verstanden hat, wage ich zu bezweifeln. Was mich stutzig macht ist, warum seine Mutter (die wohl irgendwo in der Nähe ist) ihn nicht zurückgepfiffen hat. Es scheint den Frauen egal zu sein und das macht mich traurig. Ich bitte daher freundlich eine Helferin, die mit den Kindern auf dem Boden rumwuselt, mit den Kindern in einen der anderen Nebenräume zu gehen. Die andere Helferin (die mit mir zusammen nach oben gekommen ist) bitte ich zugleich, sich vor die Tür zu setzen und die Kinder die in den Raum wollen abzufangen, so dass ich in Ruhe mit den Frauen singen /arbeiten kann.

Ein Gewusel und Geräume, ich bitte die Frauen nun Platz zu nehmen und ende mit einer jungen Frau (die letzte Woche gut mitgemacht hat) alleine im Raum. Wir fangen an, zu singen/arbeiten. Sie schielt ständig auf ihr Handy in der Hand. Nach mehrfachen Unterbrechungen durch Piepsen und komische Kindergeräusche aus ihrem Handy bitte ich sie dann doch einmal das Handy aus der Hand zu legen, so dass wir weiter arbeiten können.

Mit jeder neuen Übung scheint es ihr mehr Spaß zu machen. Es gesellt sich noch eine junge Frau dazu und ich ziehe das Tempo mächtig an. Trotz ständiger Unterbrechungen durch Kinder die rein stürmen, - bums - da fällt ein Becher mit tausend kleinen Löffelchen am Kaffeestand um (keine Mutter weit und breit die sich verpflichtet fühlt), wir müssen wieder einmal unterbrechen...es geht nur schleppend weiter. "Was mach ich eigentlich hier ?", durchfährt es mich auf einmal...ich halte inne und frage die Frauen, ob sie überhaupt weiter machen wollen...wegen mir muss es nicht sein...sie verstehen mich wahrscheinlich gar nicht richtig, denn sie schütteln den Kopf, aber als ich mit ihnen weiter singe, strahlen sie über beide Ohren und machen gut mit.

Muna schaut kurz rein und entschuldigt sich, ihre Tochter hat sich in der Schule den Kopf angeschlagen und deshalb muss sie sofort wieder los. Ich freue mich sie zu sehen und berichte ihr, dass es die letzten Male sehr unruhig im Raum war und die Teilnehmerzahl immer mehr zu wünschen übrig lässt. Ich überlege mir, es sein zu lassen, schließlich möchte ich mich nicht aufdrängen. Muna verspricht mir, wir finden eine Lösung/ vielleicht machen wir beide in Zukunft den Kurs zusammen." Lass uns doch bitte mal diese Woche sehen, wie die anderen Tage laufen und dann machen wir noch mal eine Lagebesprechung. Ja?"

Als ich dann noch ein paar Minuten mit den beiden Frauen weitermache gesellt sich ein 9-jähriges Mädchen dazu. Sie möchte am liebsten gar nicht mehr aufhören, stellt sich an die Tafel: "Bitte weiter machen!" Erschöpft packe ich dann doch irgendwann meine Gitarre ein. In der Zeit reißt das Mädchen plötzlich einen Schrank auf und zerrt an einer Kiste mit Spielzeug. Sie kramt alles mögliche Spielzeug raus...ich habe genug und wende mich zum Gehen, da bittet sie mich ihr zu helfen...ich greife nach der Kiste und -ratsch- da ist mein Finger wieder aufgerissen...ich blute ...Mist...ein anders Mädchen reicht mir ein Taschentuch. Ich binde es um den blutenden Finger, bedanke mich und will jetzt nur noch weg!

Am Ausgang gebe ich mein Schild am Infostand mit der Bekundung ab, dass es heute recht anstrengend war und werde von der Sozialpädagogin (die vor 2 Monaten hoffnungsvoll in den Frauenräumen saß) nun bequatscht..."Melde das doch der Direktion...da muss sich was im Frauenraum und Kinderzimmer ändern!... "
Ach, die ist also immer noch da, sie meinte doch schon vor ein paar Monaten: Ich habe genug gesehen! ...Anscheinend doch nicht.
"Ich möchte jetzt aber nicht so einen Wind machen", sage ich ihr und schreite von dannen...

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Freitag, 25. März 2016
Zu zweit (Berlin, den 26.10.2015)
Heute hatte ich meine kleine Assistentin, Mariella, mit im Rathaus. Es sind noch Herbstferien und daher hatte ich Marie heute morgen gefragt, ob sie mit mir ins Rathaus kommen, oder lieber zu Hause bleiben möchte. "Nein, ich möchte mir mal ansehen wie das so im Flüchtlingslager läuft und was du da so machst, Mama. Ich komme sehr gerne mit."

Und so saßen wir dann gemeinsam (bei schönstem Sonnenschein) im Auto und krochen den T- Damm entlang (wie Ameisen auf einer niemals enden wollenden Ameisenstrasse). Angekommen in Wilmersdorf, nach einer "porca miseria" aus "stop and go", war es dann auch mal wieder gar kein Problem einen Parkplatz in meiner "Lieblingstrasse" zu bekommen - "Toll jetzt sehe ich endlich auch mal deine Lieblingsstrasse Mama!"

Am Haupteingang bekam ich schlicht und ergreifend den Zusatz "mit Kind" eingetragen und los ging´ s zum Infostand, wo Marie sich stolz ihr Namensschild beschriftete...meine kleine Assistentin. Durch den Hof ging`s dann zu Zweit ins Hauptgebäude, wo uns schon der Wächter aufgeregt entgegenstürmte. "Heute lasse ich mich aber nicht so einfach abspeisen!", prustet er los: "Heute singst`e aber mal endlich wieder hier unten." Ich blicke zu Marie und bekunde, dass ich heute wegen meiner Tochter vorhab, nur im Frauenzimmer zu singen. "Letztes mal hast du aber gesagt, dass du nächstes mal auch hier unten bei uns singst!" Er verzieht gekränkt das Gesicht. Das ist richtig und ich kann den Wächter nur mit Mühe und Not trösten, indem ich ihm verspreche, mir das nächste mal "auf jeden Fall" mehr Zeit zu nehmen.

Im Frauenzimmer angekommen hänge ich die Poster an die Tafel und warte, bis sich nach und nach der Raum füllt. Zwei Kinder, zwei junge Mädel`s, zwei Frauen. Um 12:00 schließe ich, weil ich heute wieder alleine bin, die Türe von innen ab.
Alle blicken verzückt zu Marie: "Ist das ihre Tochter?" "Ja, sie wird heute mitmachen." Sie sind begeistert, als Marie aus vollem Halse mitsingt/ mitmacht. Marie ist in ihrem Element, zeigt auf die Tafeln und wird nach und nach sogar etwas übermütig indem sie anfängt, die Frauen zu korrigieren. Das heißt aber ce und nicht ci!...Ich wiederhole alles bis dato gelernte und lasse J
jeden die gesungenen Sätze, Worte, Zahlen abwechselnd auf den Tafeln zeigen während die anderen alle singen.

Einem jungen Mädchen (ca.16 Jahre), sie war vorher noch nie bei mir ... fängt nach und nach buchstäblich der Kopf an zu rauchen...sie stöhnt... reibt sich die Augen.. gähnt und möchte bei jeder Unterbrechung (und das sind heute sehr viele, denn alle paar Minuten klopft es an der Tür: da will die eine Frau rein, das andere Kind zu seiner Mutter, der nächste nur mal so reingucken) am liebsten aufspringen und gehen, sie entscheidet sich dann aber immer wieder, doch zu bleiben, bis sie irgendwann einfach nicht mehr kann und schließlich bei der nächsten Unterbrechung/ Gelegenheit das Weite sucht.

Alle anderen machen trotz ewiger Unterbrechungen sehr gut mit. Am Ende (die Tür bleibt offen, da ich es irgendwann aufgegeben habe, den Raum ständig auf und abzuschließen) gesellen sich noch zwei syrische Frauen dazu, sie sprechen beide fließend Englisch. Die Musik beflügelt, lässt die Frauen staunen: ups, so schnell kann`s gehen...da ist schon wieder eine Stunde vorbei. Als ich meine Gitarre einpacke bleiben alle wie angewurzelt sitzen, keiner möchte gehen. "Mir tut es richtig leid aber für heute ist Schluss, nächsten Montag bin ich wieder da." Nach und nach löst sich das Grüppchen auf. Die zwei Englisch sprechenden syrischen Frauen möchten sich noch gerne mit uns auf Englisch weiter unterhalten. Ich bestärke sie Deutsch zu reden/ da sie sehr fleißig zum Deutschunterricht gehen und doch die Konversation auf Deutsch scheuen.

Auf dem Weg zum Auto meint Marie: "Das war schön, aber anstrengend Mama!" - "Diese ständige Unruhe...aber Klasse wie du das mit den Frauen machst, am liebsten wäre ich immer dabei. Ich hab dich so lieb!"

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Dienstag, 22. März 2016
Super wichtig (Berlin, den 19.10.2015)
Gestern hat mich Gunnar, nachdem wir Marie zum Reitunterricht gebracht hatten (es sind ja jetzt Herbstferien und sie geht diese Woche immer von 9-12 Uhr reiten) zum Rathaus gefahren. Was für ein Service!
Ich komme also ohne Parkplatzsuchstress an den Pforten des Rathauses an, zeige meinen Pass, lass mich eintragen und gehe zum Infostand im Seitengebäude um mein Umhängekärtchen mit meinem Namen abzuholen. Eben das übliche Prozedere.

Da ich im Plan gesehen hatte, dass ich heute wohl die einzige Helferin im Frauenraum sein würde (wahrscheinlich wegen der Herbstferien), frage ich gleich nach dem Raumschlüssel. "Nein, den brauchen Sie nicht, da ist noch eine weitere Helferin im Frauenraum, die hat den Schlüssel." Schön, denke ich, dann bin ich doch nicht ganz allein.

Ich mach mich also auf: durch den Hof ins Hauptgebäude, wo mir im Treppenhaus einer der Wächter freudestrahlend entgegen ruft: "Toll, du bist wieder da: komm, setz dich neben mich und singe!" Ich teile ihm mit, dass ich heute leider nicht die Zeit dafür habe (ich habe mich in etwa einer Stunde mit Gunnar und Marie im Park-Cafe zum Mittagessen verabredet, juhu!). "Och nö, es ist ohne deine Musik so langweilig hier!" Ich muss schmunzeln und gehe die Treppen hoch in den 3. Stock.

Vor dem Frauenraum stehe ich dann vor verschlossenen Türen...nanu? Keiner da?
Da kommt eine aufgeregt, rot angelaufene Helferin mit mehreren Schlüsseln um den Hals und wehenden Haaren auf mich zugerannt: "Wo wollen Sie denn hin?"
Ich ihr also gesagt, dass ich seit einiger Zeit Montags von 12-13 Uhr immer mit den Frauen Sing-/ Deutschunterricht mache.
Sie schnaubt mich an: "Das geht aber nicht...Sie sind doch dann ganz alleine im Frauenzimmer... letzte Woche ist so viel im Frauenzimmer geklaut worden...eine Nähmaschine, eine große Schere und vieles mehr. Es muss eine Familie sein, mit vielen Kindern, das weiß ich ganz genau...HIER WIRD GEKLAUT!" Sie redet so schnell, aufgebracht und hektisch, dass die Schlüssel um ihren Hals wie wild auf und ab wippen/ klimpern. Mir wird ganz schwindelig.

Ich versuche, sie zu beruhigen indem ich ihr versichere, den Raum während meines Unterrichts/ Singen, von innen abzuschließen...Das scheint sie zu überzeugen, so dass sie mir (erst widerwillig, aber dann schließlich doch noch) den Schlüssel für den Raum gibt.
Puh, das wäre geschafft! ...Ich also den Raum aufgeschlossen... "Aber pass auf, dass du die Frauen immer im Visier hast", dröhnt es an mein Ohr. Sie steht direkt hinter mir und fuchtelt mit den Armen, "denn letzte Woche ist eine Nähmaschine und..." "Ja, das hast du mir schon gesagt", antworte ich, nun etwas angenervt. Warum sie denn nicht einfach mitkommt und aufpasst, sie hat sich doch für das Frauenzimmer eingeteilt, oder? Sonst hätte sie doch nicht den Schlüssel. "NEIN, das kann ich nicht! ICH bin im Kinderzimmer!!" - Ok, es sind ja NUR noch 3 Helfer für zwei Kinder da, da wird sie sicherlich super gebraucht (!).

Es luken 3 junge Frauen/Mädchen (ca.16-18 Jahre alt) in den Frauenraum. Ich motiviere sie, mitzumachen. Es kommen noch 3 weitere junge Frauen/Mädchen und eine Rechtsanwältin (die immer sehr begeistert von meinem Unterricht war) dazu.
Um 12 Uhr schließe ich die Tür von innen ab (weil ich es ja versprochen hab) und wir fangen an. In einem rasenden Tempo wiederhole ich alles der letzten Wochen...die jungen Frauen/Mädchen waren bei mir noch nie dabei, sind aber super schnell mitgekommen, so dass ich schon richtig kniffelige Spiele mit ihnen machen kann. Sie müssen das gesungene Wort/ die gesungenen Wörter auf Tafeln zeigen. Das klappt prima und die Mädchen sind richtig im Groove und singen aus vollem Halse mit. Es klopft draußen an der Tür und die Frau (die beim ersten mal Kopfschmerzen hatte) gesellt sich dazu. Wir arbeiten alle sehr konzentriert und zügig weiter.

Am Ende verabschiedet sich die Gruppe bei mir und die Anwältin (die sehr motiviert ist und im Unterricht ab und an für mich übersetzt hat) verabschiedet sich mit einem warmen Händedruck und gibt mir zu verstehen, dass dieser Unterricht für sie etwas ganz besonderes sei. Ich bedanke mich und motiviere sie und die anderen, nächstes mal wieder zu kommen.
Die jungen Frauen/ Mädchen wollen gar nicht gehen und mir tut es sehr leid, ihnen mitteilen zu müssen, dass ich den Raum jetzt wieder abschließen muss, weil ich heute alleine bin.

Vor dem Raum unterhalten sich zwei Frauen mit der "Schlüsselwächterin". Ich frage nur kurz, ob sie als Helferinnen den Frauenraum übernehmen wollen...da prustet die "Schlüsselwächterin" erneut los, dass SIE im Kinderzimmer sei und der Raum jetzt abgeschlossen werden müsse, da letzte Woche eine Nähmaschine etc. geklaut wurde, von einer Familie...Hat die einen Filmriss? Wie oft will die mir das noch erzählen? Ich klappe die Ohren zu und wende mich an die zwei anderen Frauen. Die sind sehr freundlich und teilen mir mit, dass sie vom Schulamt sind und gerne die Mütter/Eltern motivieren wollen, die Unterlagen für den Besuch ihrer Kinder an den öffentlichen Schulen zu unterschreiben. Ich biete ihnen an, nächste Woche mit den Frauen in meinem Unterricht zu reden. Wir vereinbaren, dass sie gegen 13 Uhr mit Dolmetschern vorbeikommen und sie bedanken sich bei mir.

Dann schließe ich den Raum ab und gebe den Schlüssel an "Miss Wichtig", die ihn sogleich demonstrativ an ihren Schlüsselbund um ihren Hals befestigt. Ich verabschiede mich. Auf dem Gang kommt eine weitere Frau (Helferin?) auf mich zu und fragt, ob ich im Frauenzimmer war, denn sie würde gerne in den Raum, und der sei abgeschlossen. Also gehen wir gemeinsam zurück zu "Miss Wichtig".

Auf unsere Frage, ob die Frau den Schlüssel für den Raum bekommen könnte, bekommen wir nur die Antwort: "Nein", IHREN Schlüssel bekomme sie (die nun sehr erstaunt dreinblickende Helferin) auf gar keinen Fall, den Schlüssel muss sie sich schon selber unten beim Infostand holen (wir blicken uns mit einem Kopfschütteln gegenseitig an), IHREN gibt sie nicht mehr raus...denn letzte Woche sind eine Nähmaschine, eine Schere und diverses andere Material aus den Räumen geklaut worden...das war eine ganz bestimmte Familie!

"Ach nö", entwischt es mir, "dass habe ich jetzt schon zum zigsten Mal gehört. Es ist angekommen!" "Ja, ich weiß", quengelt "Miss Wichtig" dann, sie sei letzte Woche im Frauenraum/ Nähzimmer ziemlich streng gewesen, nur einmal sei sie für einen kurzen Moment aus dem Raum und danach waren alle Sachen weg..."Ich kann doch nichts dafür!" - Also daher weht der Wind, die Sachen sind weg, weil SIE nicht richtig aufgepasst hat.- Ich muss schmunzeln, die andere Frau auch...ok dann gehen wir eben runter zum Infostand und holen einen weiteren Schlüssel (falls es einen gibt!).

Auf dem Weg zum Infostand sind (die Frau und ich) uns sicher, dass "Miss Wichtig" sich sicher selber Vorwürfe macht, dass nun die Sachen weg sind, weil sie nicht aufgepasst hat. Sie möchte jetzt alles ungeschehen machen, indem sie alle mit ihrer "Abschließ -Manie" nervt. Die Frau berichtet mir, dass sie so gerne mit den Frauen genäht hätte, denn sie selber kann gut nähen.

Als wir dem Helfer am Infostand über die Schlüssel-Odyssee mit "Miss Wichtig" berichten, fällt der aus allen Wolken. "Das ist doch nicht möglich...wir haben nur einen Schlüssel...die soll die freundlichen Helfer mal nicht daran hindern zu helfen. "
Ich trage mich aus und wünsche der netten Frau, die ja nur helfen wollte, alles Gute und gehe meiner Wege zum Park-Cafe, wo Gunnar und Marie freudestrahlend sitzen und auf mich warten.

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Freitag, 11. März 2016
Ewige Baustelle (Berlin, den 12.10.2015)
Als ich mich bei schönstem Sonnenschein und babyblauem Himmel heute durch den Baustellendschungel des Mariendorfer Damms quäle, wird mir mal wieder so was von bewusst, dass Berlin SEIT JAHREN eine ewige Baustelle ist. Kaum glaubt man eine Umleitung glimpflich umfahren zu haben (weil man sich ja so gut auskennt)...fällt man auf die nächste Abbiegerfalle rein. Am liebsten würde ich nur im "Grünen" Fahrrad (und nicht mit dem Auto) fahren...aber so komme ich nicht gut zum Rathaus Wilmersdorf. Schade aber auch!

Wenigstens bekomme ich wieder einmal einen guten Parkplatz (in meiner Lieblingstrasse!).
Es ist eiskalt und deswegen ist das Tor am Eingang zum Hof heute geschlossen. Zuerst denke ich man kommt nicht mehr rein, aber dann erblicke ich die kleine Tür, durch die der Wind pfeift und gehe durch. (...Wie Alice im Wunderland...)

Nachdem ich mich wieder registriert habe und durch den Hof in die Eingangshalle/ Treppenhaus des Hauptgebäudes gehe, flitzt ein kleiner Junge auf einem rosa/roten Fahrrädchen (viel zu klein für ihn) freudestrahlend an mir vorbei ...gerade noch rechzeitig kann ich ausweichen, vorbei an einem Grüppchen weiterer kleiner Jungs, die wild diskutieren, wer nun als nächster auf dem Fahrrad fahren darf...ich muss lächeln....die Farbe und Größe das Fahrrads spielt keine Rolle...und ich beschließe nächstes mal die zwei (alten) kleinen Fahrrädchen von Marie mitzubringen.

Heute ist in dem Frauenzimmern nicht so viel los, drei Frauen (der eiserne Kern) sitzen aber schon erwartungsvoll vor der Tafel. Ich stelle mich erst einmal den beiden (mir fremden) Helferinnen vor. Schade, dass Muna heute nicht dabei sein kann.
Ich frage die Frauen, ob sie es schön fänden, wenn ich mal ein Konzert im Heim für alle geben würde. "Au ja, das wäre schön" - lassen sie mich wissen. Aber ob sie mich da schon richtig verstanden haben, weiß ich nicht recht, denn nachdem eine der Helferinnen die Übersetzung für Konzert ge-googelt hat und den Frauen die Übersetzung zeigt, fangen sie erst richtig an zu jubeln.

In der kleinen Dreiergruppe kommen wir gut voran. Ich bitte die Frauen ihre Hefte zuzuklappen und sich voll und ganz auf die Musik und die Sprache einzulassen. Nun schunkeln Sie im ¾ Takt mit leuchtenden Augen. Das hätte ich so gerne auf Kamera festgehalten, denn es war ein so schöner Moment des Einklangs und ist nun ewig auf meiner ganz persönlichen Festplatte gespeichert. Schön!!!

Es gesellen sich nach und nach noch 3 Kinder und die Frau, die letztes Mal Kopfschmerzen hatte, dazu. Ich mache mit allen den „ABC Rock and Roll“ und gehe alle bis dato gelernten Wörter mit dem ABC durch. Wir haben Spaß, obwohl es immer wieder sehr unruhig wird, weil die ein oder andere Frau von draußen reinkommt um sich einen Kaffee zu holen, oder weil kleine Kinder reinwuseln. Muna hatte das die letzte Zeit immer super gemacht und die Kinder/ Frauen, die (nur mal so) in den Unterrichtsraum wollten, freundlich an der Tür abgefangen. Die neue Helferin hatte damit etwas Probleme.

Am Ende des Unterrichts bitte ich die Frauen ein Lied aus ihrer Heimat einzustimmen und sie sagen mir, dass sie es bis nächste Woche für mich aufschreiben. Alle bedanken sich bei mir und die Frau (die letztes Mal über Kopfschmerzen klagte) will gar nicht mehr aufhören, die gelernten Wörter beim rausgehen auf Deutsch aufzusagen. Die neue Helferin ist begeistert: "Das ist ja süß!", sagt sie zu mir. Ich gebe der Frau zu verstehen, dass ich immer nur Montags da bin, was sie nicht so recht wahrhaben will und motiviere die Frauen, den Deutschunterricht regelmäßig wahrzunehmen. Die Frauen versichern mir, dass sie nächste Woche wieder kommen werden.

Beim Rausgehen luke ich noch kurz ins Spielzimmer...freudestrahlend blicken die Kinder auf meine Gitarre in der Hand..."Nächstes Mal werde ich wieder mit euch singen!"
Das Spielzimmer riecht übel nach Urin...ist fast komplett leer geräumt, kaum mehr Möbel, nur noch Spielzeug verstreut auf dem Boden...Eine etwas gestresst wirkende ältere Helferin teilt mir mit, dass sie die ganze Zeit nur hinter den Kindern herräumt. Nanu, was ist denn hier passiert?
Ich nehme mir fest vor, diese Woche mit der Kinderbetreuung zu klären ob und wie sich das Singen mit den Kindern im Unterricht realisieren lässt

Jetzt aber schnell- Ich muss mich beeilen und sprinte, nachdem ich mich ausgetragen habe, zu meinem Auto. In 20 Minuten kommt Mariella nach Hause....Juhuuu!!
Als ich in die Garage einfahre klingelt mein Handy. "Mama bist du zu Hause?" - "Ja klar Maus, bin gerade angekommen." Na, das hat ja super geklappt.

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