Freitag, 28. Oktober 2016
Sommer pur (Berlin, den 8.6.2016)
Ist das heute wieder ein schöner Tag, es scheinen sieben Sonnen...eben Sommer pur!
Gestern hatte ich bei den Bundesjugendspielen in Mariellas Schule den ganzen Vormittag in der prallen Sonne mitgeholfen. Immer wieder feuerte ich die Kleinen an! Die machten das nämlich wirklich gut bei der Hitze. Ich hatte am Nachmittag von der vielen Sonne richtig Kopfschmerzen.
Meine kleine Marie war begeistert: "Das hast du richtig gut gemacht Mama!", strahlte sie mir entgegen. Na, dann ist ja alles ok!

Nach meinem morgendlichen 1 1/2 Stunden Schwimm- workout (welches ich täglich betreibe) -Ja, ja ich bin fleißig, denn man wird ja nicht jünger und von Nüscht kommt Nüscht!- bin ich dann heute immer noch mit etwas Kopfschmerzen und an Sonne satt, mit frohem Mut ins Rathaus gefahren.

Freudestrahlend kamen mir die Flüchtlinge entgegen. Im Rathaus wehte ein leichtes Lüftchen, denn man hatte viele Fenster geöffnet und es war schattig...Das tat gut!
Nachdem ich mir mein Kärtchen (ich habe jetzt eine bedruckte Karte mit meinem Namen und dem Titel "Lehrerin" drauf. Na so was?) abgeholt hatte, bin ich erstmal in den Frauenraum geeiert...irgendwie fehlte mir total die Energie!

Oben angekommen wurde ich erst mal von einer netten Helferin und drei Frauen im Frauenraum begrüßt. Die Helferin meinte, Muna sei gerade im Büro um das Prozedere der Wohnungssuche für Flüchtlinge zu organisieren, die nun eine Aufenthaltsbestätigung erhalten haben. Das stellte sich für einige Familien als schwieriger als vorhergesehen dar. Erstens sei die Sprache (trotz fleißigen Lernens!) noch ein Problem, zweitens die kinderreichen Familien (mit teilweise 6-8 Kindern plus Großeltern, Tanten und Onkel), die große Wohnungen brauchen, weil alle gerne zusammenleben würden. Es wäre daher hilfreich, wenn in Zukunft Helfer(innen) mit zu den Wohnungsbesichtigungen kommen würden.

Ich freute mich, dass für einige Flüchtlinge eine Aussicht auf eine eigene Wohnung in Betracht kommt. War doch letzte Woche mein Herz etwas schwer geworden, als ich erfuhr, dass in der Presse schlecht über das Rathaus berichtet wurde. Da wurde von zu wenig Essen für die Flüchtlinge, Streitereien deshalb, und von zu wenigen Helfern berichtet. Welches nicht den Tatsachen entspricht. Die Polizei soll wohl vorbeigekommen sein und sich eines Besseren belehrt haben!
Ich war ziemlich geknickt, denn so wie ich es mitbekommen habe, sind die meisten hier sehr engagiert. Sicher, es gibt immer mal wieder unzufriedene Helfer, aber das die gleich zur Presse rennen und ein verzerrtes Bild von der freien Bürgerinitiative in die Öffentlichkeit senden, finde ich traurig!

Weil es heute so schön ist und ich gesehen hatte, dass viele Frauen im Schatten in einer Reihe auf Bänken entlang der kühlen Hauswände im Hof saßen, bin ich runter in den Hof und habe, nachdem ich mir eine Bank zusammen mit einem kleinen Mädchen vor die Frauen in den Schatten gestellt hatte, mit allen gesungen.

Das war vielleicht ein Spaß! Es kamen immer mehr Frauen und Kinder dazu. Bis an die 40 Stimmen in den Hof hinaus klangen. Erst Zahlen, dann Farben, das ABC mit Vokabeln, Sätze mit Fragen: Das Kleid ist ?- "Rot" sangen alle. "Was ist weiß ?"- "Die Jacke" schallte es in den Hof! Nach und nach öffneten sich die Fenster zum Hof hinaus und der ein oder andere schaute begeistert zu, oder machte gleich mit. In einem rasenden Tempo änderte ich immer wieder den Rhythmus und die Musik passend zu den Übungen. Es wurde gekichert und gelacht! Wir kamen sehr gut voran. Am Ende motivierte ich alle, nächste Woche wiederzukommen.

Dann verabschiedete ich mich von allen und ging beschwingt noch mal in den Frauenraum und dann mein Kärtchen abgeben. Da saß nun ein junger Mann vor seinem Deutschheft und ich wurde von einer anderen Helferin zu ihm gerufen :"Da ist ja eine Lehrerin! Der junge Man möchte den Unterschied zwischen Akkusativ und Dativ wissen." - "Naja...", hole ich aus. Eine andere junge Helferin, die bereits auch in den Raum gekommen war, erklärt es dem jungen Mann. Ich war ihr sehr dankbar dafür. Puh, das war ja noch mal gut gegangen...soviel zum "Lehrerinnen" - Titel.
Wenn es ums Erklären der Grammatik geht, bin ich wohl nicht die Richtige! Mit einem Schmunzeln ging ich dann zum Auto. Die Sonne schien mir ins Gesicht...eben Sommer pur!

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