Samstag, 12. November 2016
Sportlich (Berlin, den 22.6.2016)
Nach einem ausgiebigen Training heute morgen...(ich bin geschwommen wie ein Weltmeister)...bin ich ins Rathaus gedüst. Direkt vor dem Haus habe ich einen Parkplatz gefunden...Yeah!
Nach dem Registrieren bin ich erstmal in den Hof. Dort saßen wieder einige Frauen an die Hauswand gelehnt im Schatten. "Wollt ihr heute mit mir singen?" - "Ja..." lächeln sie mir (etwas müde) entgegen.

Wusch, da kommt mir plötzlich ein kleiner Junge auf Rollerblades entgegen. "Oh weia", denk ich, "die Blades sind ja mega groß (Schuhgröße 45 !)". Der Kleine lächelt mich an und ich sehe eine aufgeplatzte Lippe und einen blauen Zahn. "Mein Gott, Kleiner, die Blades sind doch viel zu groß für dich!" entwischt es mir ängstlich. Der Kleine macht keine Anstalten mir zuzuhören. Dreht sich um und flitzt auf seinen Blades weiter. Er dreht Pirouetten, rast um die Ecken, wirbelt mal vorwärts, dann rückwärts. Wow! Wie ein kleiner Teufel grinst er mich an und ist schon wieder mit rasantem Tempo und einer blitzartigen Wendung auf der anderen Seite des Hofes. "Oh, wenn das mal gut geht! " Ich bin dennoch sehr beeindruckt, mit was für einer Leichtigkeit der Kleine das auf diesen VIEL zu großen Schuhen hinkriegt. Sportlich!

Ich gehe schnell noch hoch in den Frauenraum um Bescheid zu geben, dass ich heute wieder im Hof singe. Muna sitzt mit einer Helferin und 3 Frauen im ehemaligen Nähzimmer. Es ist immer noch Ramadan und die Frauen sehen müde, aber glücklich aus. Sie freuen sich alle, mich zu sehen und die Freude ist auch ganz meinerseits. Angeregt unterhalten wir uns über den Ramadan und eine Frau erzählt, dass während des Ramadan ihr Herz, welches sonst immer wie wild rast, viel ruhiger wird. Die andere Frau freut sich, schon einige Kilos abgenommen zu haben und die dritte ist etwas müde und sagt nix!

Nach einem weiteren netten Gespräch mit Muna gehe ich wieder in den Hof um mit den Frauen zu singen. Heute stelle ich einige kniffelige Übungen zusammen und die Frauen machen gut mit, trotzdem sie etwas müde wirken. Ein Mädchen welches anfänglich meine Stunde zu schwierig/streng fand und wegging, kam nach wenigen Minuten wieder und schien überrascht, was für tolle Sachen wir machten.

Wir sangen das ABC, mit Wörtern, die ich zu einem vollständigen Satz (nach und nach) aufbaute. Die Zahlen wurden addiert. Die Farben in hell und dunkel gegliedert. Es wurde mir, erstaunt über meinen großen Einfallsreichtum, zugenickt...Auf geht's...Einige schalten ab, aber die meisten waren begeistert und ließen sich vom Rhythmus und der Musik mitreißen. So soll` s sein!

Als ich mich verabschiedete kam das Mädchen, welches zwischendurch weggegangen war, auf mich zu und berichtete mir, dass sie in die Schule geht. Ich motivierte sie, gut weiterzulernen, damit sie ihrer Mutter mit der Sprache helfen könne.
Das Mädchen sagte, ihre Mutter hätte es sehr schwer hier in Deutschland, da sie all ihre Freunde und die restliche Familie in Syrien zurücklassen musste. Ich konnte sie nur bestärken, weiter fleißig die Sprache zu lernen, damit sie mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern eine Chance hat aus der Flüchtlingsunterkunft in eine Wohnung zu kommen.
Zufrieden nickte sie mir zu! "Mittwoch Mittag bin ich wieder da!" , verabschiedete ich mich. Freudestrahlend buchstabierte sie M-I-T-T-W-O-C-H.

Als ich zum Ausgang gehe, kommt der Kleine mit den Rollerblades angesaust, nimmt meine Hand, lächelt mir ins Gesicht und begleitet mich freudestrahlend zum Ausgang!

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