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Mittwoch, 4. Mai 2016
Auf ein Neues (Berlin, den 6.1.2016)
lia andes, 22:53h
Es ist schon einige Zeit her, ...Ja, ja, ich weiß, genau zwei Monate... seit meinem letzten Bericht. Der November/ Dezember hatte mich mit einer schweren Bronchitis beglückt, so dass ich nicht regelmäßig ins Rathaus gegangen bin.
Nichtsdestotrotz war ich mächtig beeindruckt, wie schön die Helfer mit den Flüchtlingen zusammen vor Weihnachten alles im Hof so festlich geschmückt hatten, als ich im Dezember im Rathaus war und einem Termin mit den Hebammen des Krankenhauses Spandau im Frauenraum beiwohnen durfte. Das hat mich sehr gerührt. Die Frauen sollten über Hygiene und Verhütung aufgeklärt werden und konnten ihre Fragen an die Hebammen stellen. Wie viel Mühe sich alle geben, um es den Flüchtlingen in dieser Unterkunft so angenehm wie möglich zu machen, das ist einfach wunderbar. In stiller Übereinkunft mit Muna haben wir festgestellt, dass die Notunterkunft in Wilmersdorf doch ein richtiges Vorzeigeprojekt ist!
Es wurde vor Silvester ein Informationsblatt über die Tradition zum Silvesterknallen in 4 Sprachen von einer Top Firma übersetzt und in den Gängen zur Einsicht ausgehängt. Damit die Flüchtlinge sich nicht erschrecken würden, wenn`s am 31. um 24:00 und vorher (!) wie wild knallt! Der Knaller, nicht?
Auch wurde kürzlich ein Ausruf unter den Helferinnen gestartet, Winterklamotten, Schals und Mützen für die Flüchtlinge zu spenden, da diese teilweise mit Boxershorts und Flippflops in die Eiseskälte raus sind.
Nach nur einem Tag, war der Bedarf gedeckt. Genial!!
Nun bin ich heute wieder das erste mal im neuen Jahr zum Rathaus gefahren.
-Was schreib ich da, eher gekrochen! -
Es hatte letzte Nacht etwas geschneit und wir haben seit ein paar Tagen eisige Minusgrade zwischen -8 und-12. Also sind alle auf der Autobahn langsamer als langsam gefahren. Bloß nicht rutschen...dabei fuhren die Autos so dicht aufeinander, dass es auch keinen Unterschied mehr machte mit 40 über die Autobahn zu kriechen. Wäre einer tatsächlich ins Rutschen gekommen hätte es trotzdem aber so was von einem "Gekrache" gegeben!
Ich brauchte daher natürlich doppelt so lang, war somit viel später vor Ort als geplant. Also nix wie ab: registrieren, Kärtchen holen und auf in den Frauenraum.
Ich die Tür nach dem Klopfen geöffnet...Hups, da sitzt eine ganze Familie auf einer Matratze und trinkt Tee und blickt mich mit entgeisterten Augen an. "Tschuldigung, falsche Tür erwischt!"
Kein Problem, beim nächsten Versuch öffne ich die richtige Tür. "Hallo, wie schön, es gibt heute Musik", ruft eine nette Helferin mir entgegen. Ich setze mich an den Tisch (alles ist in der Zwischenzeit etwas umgestellt worden, sieht aber gemütlich aus). Ich packe meine Gitarre aus und fange an, mit zwei jungen Frauen, sie sind ca. 16 Jahre alt, zu singen. Nach und nach füllt sich der Raum mächtig, bis an die 25 junge Frauen und Kinder um den Tisch herum sitzen und mit Begeisterung das ABC mit mir singen/ üben.
Nach 45 Minuten packe ich meine Gitarre wieder ein (Meine Fingerkuppen schmerzen, nicht genug Gitarre gespielt in der letzten Zeit, das rächt sich jetzt!). Ich setze mich zu einer Frau, die ich von früher kenne und die etwas abseits auf einem Sessel gelauscht hatte. Ich frage sie, wie es ihr denn so geht und sie gibt mir zu verstehen, dass es ihr nicht so gut geht. Sie hat irgend etwas schlechtes gegessen und musste dann operiert werden. Sie zeigt mir die Narben auf ihrem Bauch.
"Ich habe 4 Kinder", sagt sie "und die haben keine Probleme gemacht und da esse ich hier irgend etwas falsches und muss gleich unters Messer!" Sie rollt die Augen. Ich gebe ihr zu verstehen, dass mir das wirklich leid tut. Gerne hätte ich noch mit ihr weiter gesprochen, aber ich musste mich leider verabschieden, da ich mich mit Gunnar zum Mittagessen im Parkcafe verabredet hatte.
"Mensch, ich kam mir ja vor wie beim Rattenfänger von Hameln", ruft mir beim Rausgehen eine Helferin entgegen. "Da sitz' ich den ganzen Vormittag hier im Frauenraum und möchte mit den Frauen Deutschunterricht machen und nur ein um die andere Frau ist da...aber du kommst mit deiner Gitarre und deiner Stimme hierher und ziehst die Frauen magisch an, dass der Laden brummt. Toll, was Musik nicht alles bewirken kann. Aber ich fand es auch schön, dass du so geduldig immer wieder alles wiederholt hast, so dass die Frauen richtig gut mitkamen und somit viel Spaß hatten."
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie leicht die Frauen und Kinder durch den Rhythmus und die Musik lernen. Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Mit einem Lächeln verabschiedete ich mich von den jungen Frauen (einige saßen immer noch eifrig am Tisch und wiederholten das Gelernte), Kindern und Helferinnen und stapfte, nachdem ich mich ausgetragen hatte, durch den Schnee ins Parkcafe!
Nichtsdestotrotz war ich mächtig beeindruckt, wie schön die Helfer mit den Flüchtlingen zusammen vor Weihnachten alles im Hof so festlich geschmückt hatten, als ich im Dezember im Rathaus war und einem Termin mit den Hebammen des Krankenhauses Spandau im Frauenraum beiwohnen durfte. Das hat mich sehr gerührt. Die Frauen sollten über Hygiene und Verhütung aufgeklärt werden und konnten ihre Fragen an die Hebammen stellen. Wie viel Mühe sich alle geben, um es den Flüchtlingen in dieser Unterkunft so angenehm wie möglich zu machen, das ist einfach wunderbar. In stiller Übereinkunft mit Muna haben wir festgestellt, dass die Notunterkunft in Wilmersdorf doch ein richtiges Vorzeigeprojekt ist!
Es wurde vor Silvester ein Informationsblatt über die Tradition zum Silvesterknallen in 4 Sprachen von einer Top Firma übersetzt und in den Gängen zur Einsicht ausgehängt. Damit die Flüchtlinge sich nicht erschrecken würden, wenn`s am 31. um 24:00 und vorher (!) wie wild knallt! Der Knaller, nicht?
Auch wurde kürzlich ein Ausruf unter den Helferinnen gestartet, Winterklamotten, Schals und Mützen für die Flüchtlinge zu spenden, da diese teilweise mit Boxershorts und Flippflops in die Eiseskälte raus sind.
Nach nur einem Tag, war der Bedarf gedeckt. Genial!!
Nun bin ich heute wieder das erste mal im neuen Jahr zum Rathaus gefahren.
-Was schreib ich da, eher gekrochen! -
Es hatte letzte Nacht etwas geschneit und wir haben seit ein paar Tagen eisige Minusgrade zwischen -8 und-12. Also sind alle auf der Autobahn langsamer als langsam gefahren. Bloß nicht rutschen...dabei fuhren die Autos so dicht aufeinander, dass es auch keinen Unterschied mehr machte mit 40 über die Autobahn zu kriechen. Wäre einer tatsächlich ins Rutschen gekommen hätte es trotzdem aber so was von einem "Gekrache" gegeben!
Ich brauchte daher natürlich doppelt so lang, war somit viel später vor Ort als geplant. Also nix wie ab: registrieren, Kärtchen holen und auf in den Frauenraum.
Ich die Tür nach dem Klopfen geöffnet...Hups, da sitzt eine ganze Familie auf einer Matratze und trinkt Tee und blickt mich mit entgeisterten Augen an. "Tschuldigung, falsche Tür erwischt!"
Kein Problem, beim nächsten Versuch öffne ich die richtige Tür. "Hallo, wie schön, es gibt heute Musik", ruft eine nette Helferin mir entgegen. Ich setze mich an den Tisch (alles ist in der Zwischenzeit etwas umgestellt worden, sieht aber gemütlich aus). Ich packe meine Gitarre aus und fange an, mit zwei jungen Frauen, sie sind ca. 16 Jahre alt, zu singen. Nach und nach füllt sich der Raum mächtig, bis an die 25 junge Frauen und Kinder um den Tisch herum sitzen und mit Begeisterung das ABC mit mir singen/ üben.
Nach 45 Minuten packe ich meine Gitarre wieder ein (Meine Fingerkuppen schmerzen, nicht genug Gitarre gespielt in der letzten Zeit, das rächt sich jetzt!). Ich setze mich zu einer Frau, die ich von früher kenne und die etwas abseits auf einem Sessel gelauscht hatte. Ich frage sie, wie es ihr denn so geht und sie gibt mir zu verstehen, dass es ihr nicht so gut geht. Sie hat irgend etwas schlechtes gegessen und musste dann operiert werden. Sie zeigt mir die Narben auf ihrem Bauch.
"Ich habe 4 Kinder", sagt sie "und die haben keine Probleme gemacht und da esse ich hier irgend etwas falsches und muss gleich unters Messer!" Sie rollt die Augen. Ich gebe ihr zu verstehen, dass mir das wirklich leid tut. Gerne hätte ich noch mit ihr weiter gesprochen, aber ich musste mich leider verabschieden, da ich mich mit Gunnar zum Mittagessen im Parkcafe verabredet hatte.
"Mensch, ich kam mir ja vor wie beim Rattenfänger von Hameln", ruft mir beim Rausgehen eine Helferin entgegen. "Da sitz' ich den ganzen Vormittag hier im Frauenraum und möchte mit den Frauen Deutschunterricht machen und nur ein um die andere Frau ist da...aber du kommst mit deiner Gitarre und deiner Stimme hierher und ziehst die Frauen magisch an, dass der Laden brummt. Toll, was Musik nicht alles bewirken kann. Aber ich fand es auch schön, dass du so geduldig immer wieder alles wiederholt hast, so dass die Frauen richtig gut mitkamen und somit viel Spaß hatten."
Es ist immer wieder schön zu sehen, wie leicht die Frauen und Kinder durch den Rhythmus und die Musik lernen. Das hätte ich nicht für möglich gehalten! Mit einem Lächeln verabschiedete ich mich von den jungen Frauen (einige saßen immer noch eifrig am Tisch und wiederholten das Gelernte), Kindern und Helferinnen und stapfte, nachdem ich mich ausgetragen hatte, durch den Schnee ins Parkcafe!
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