Freitag, 11. März 2016
Ewige Baustelle (Berlin, den 12.10.2015)
Als ich mich bei schönstem Sonnenschein und babyblauem Himmel heute durch den Baustellendschungel des Mariendorfer Damms quäle, wird mir mal wieder so was von bewusst, dass Berlin SEIT JAHREN eine ewige Baustelle ist. Kaum glaubt man eine Umleitung glimpflich umfahren zu haben (weil man sich ja so gut auskennt)...fällt man auf die nächste Abbiegerfalle rein. Am liebsten würde ich nur im "Grünen" Fahrrad (und nicht mit dem Auto) fahren...aber so komme ich nicht gut zum Rathaus Wilmersdorf. Schade aber auch!

Wenigstens bekomme ich wieder einmal einen guten Parkplatz (in meiner Lieblingstrasse!).
Es ist eiskalt und deswegen ist das Tor am Eingang zum Hof heute geschlossen. Zuerst denke ich man kommt nicht mehr rein, aber dann erblicke ich die kleine Tür, durch die der Wind pfeift und gehe durch. (...Wie Alice im Wunderland...)

Nachdem ich mich wieder registriert habe und durch den Hof in die Eingangshalle/ Treppenhaus des Hauptgebäudes gehe, flitzt ein kleiner Junge auf einem rosa/roten Fahrrädchen (viel zu klein für ihn) freudestrahlend an mir vorbei ...gerade noch rechzeitig kann ich ausweichen, vorbei an einem Grüppchen weiterer kleiner Jungs, die wild diskutieren, wer nun als nächster auf dem Fahrrad fahren darf...ich muss lächeln....die Farbe und Größe das Fahrrads spielt keine Rolle...und ich beschließe nächstes mal die zwei (alten) kleinen Fahrrädchen von Marie mitzubringen.

Heute ist in dem Frauenzimmern nicht so viel los, drei Frauen (der eiserne Kern) sitzen aber schon erwartungsvoll vor der Tafel. Ich stelle mich erst einmal den beiden (mir fremden) Helferinnen vor. Schade, dass Muna heute nicht dabei sein kann.
Ich frage die Frauen, ob sie es schön fänden, wenn ich mal ein Konzert im Heim für alle geben würde. "Au ja, das wäre schön" - lassen sie mich wissen. Aber ob sie mich da schon richtig verstanden haben, weiß ich nicht recht, denn nachdem eine der Helferinnen die Übersetzung für Konzert ge-googelt hat und den Frauen die Übersetzung zeigt, fangen sie erst richtig an zu jubeln.

In der kleinen Dreiergruppe kommen wir gut voran. Ich bitte die Frauen ihre Hefte zuzuklappen und sich voll und ganz auf die Musik und die Sprache einzulassen. Nun schunkeln Sie im ¾ Takt mit leuchtenden Augen. Das hätte ich so gerne auf Kamera festgehalten, denn es war ein so schöner Moment des Einklangs und ist nun ewig auf meiner ganz persönlichen Festplatte gespeichert. Schön!!!

Es gesellen sich nach und nach noch 3 Kinder und die Frau, die letztes Mal Kopfschmerzen hatte, dazu. Ich mache mit allen den „ABC Rock and Roll“ und gehe alle bis dato gelernten Wörter mit dem ABC durch. Wir haben Spaß, obwohl es immer wieder sehr unruhig wird, weil die ein oder andere Frau von draußen reinkommt um sich einen Kaffee zu holen, oder weil kleine Kinder reinwuseln. Muna hatte das die letzte Zeit immer super gemacht und die Kinder/ Frauen, die (nur mal so) in den Unterrichtsraum wollten, freundlich an der Tür abgefangen. Die neue Helferin hatte damit etwas Probleme.

Am Ende des Unterrichts bitte ich die Frauen ein Lied aus ihrer Heimat einzustimmen und sie sagen mir, dass sie es bis nächste Woche für mich aufschreiben. Alle bedanken sich bei mir und die Frau (die letztes Mal über Kopfschmerzen klagte) will gar nicht mehr aufhören, die gelernten Wörter beim rausgehen auf Deutsch aufzusagen. Die neue Helferin ist begeistert: "Das ist ja süß!", sagt sie zu mir. Ich gebe der Frau zu verstehen, dass ich immer nur Montags da bin, was sie nicht so recht wahrhaben will und motiviere die Frauen, den Deutschunterricht regelmäßig wahrzunehmen. Die Frauen versichern mir, dass sie nächste Woche wieder kommen werden.

Beim Rausgehen luke ich noch kurz ins Spielzimmer...freudestrahlend blicken die Kinder auf meine Gitarre in der Hand..."Nächstes Mal werde ich wieder mit euch singen!"
Das Spielzimmer riecht übel nach Urin...ist fast komplett leer geräumt, kaum mehr Möbel, nur noch Spielzeug verstreut auf dem Boden...Eine etwas gestresst wirkende ältere Helferin teilt mir mit, dass sie die ganze Zeit nur hinter den Kindern herräumt. Nanu, was ist denn hier passiert?
Ich nehme mir fest vor, diese Woche mit der Kinderbetreuung zu klären ob und wie sich das Singen mit den Kindern im Unterricht realisieren lässt

Jetzt aber schnell- Ich muss mich beeilen und sprinte, nachdem ich mich ausgetragen habe, zu meinem Auto. In 20 Minuten kommt Mariella nach Hause....Juhuuu!!
Als ich in die Garage einfahre klingelt mein Handy. "Mama bist du zu Hause?" - "Ja klar Maus, bin gerade angekommen." Na, das hat ja super geklappt.

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