Montag, 29. Februar 2016
Auf geht `s (Berlin, den 5.10.2015)
Heute morgen ging es mir mis(erabel). Ich hatte solche Bauchschmerzen...na selbst Schuld, wenn man als Laktoseintoleranter denkt, so mir nichts dir nichts einen dicken Käsekuchen (am Vorabend) im Restaurant verdrücken zu können... das bleibt natürlich nicht ohne Folgen.
Fazit- ich sitze im Auto nach Wilmersdorf mit Bauchgrummeln und Schlapp was das Zeug hält...denke mir aber.... die Frauen kann ich jetzt nicht hängen lassen...kommt denn überhaupt jemand, bei dem herrlichen Wetter?...im Hof werde ich dann heute nicht singen und auch nicht im Kinderzimmer...Kräfte sparen!

Wie blöd kurve ich um das Rathaus herum in der Hoffnung einen Parkplatz zu finden. Just in dem Moment als ich mir sage, wenn du jetzt keinen Parklatz findest, fährst de wieder nach Hause...hast ja eh Bauchschmerzen und es hat halt dann nicht sein sollen...Schwups, da ist ein Plätzchen frei (in meiner Lieblingsparkstrasse) und drinnen bin ich!

Als ich zum Rathaus wandele (völlig benebelt) begrüßt mich ein Flüchtling, der mich wohl kennt, den ich aber nicht erkenne.
"SCHADE dass du heute nicht im Hof singst...ich hab dich nur einmal vor einem Monat gehört und das war spitze", meint der Wächter am Tor. Bei den ständig wechselnden Wächtern verliere ich den Überblick wer mich nun kennt.

Im dritten Stock angekommen, werde ich freundlich von Muna (der Dolmetscherin, die ich anfänglich für eine Lehrerin gehalten habe) begrüßt. "Heute kannst du dich mit den Frauen austoben, die Deutschlehrerin kommt nicht." (Na ja, austoben wird wohl heute nix, denke ich mir, so ne Schlaftablette, die ich heute bin...)
"Ich geh nur schnell(!) mal in den vierten Stock um mich wegen des Deutschunterrichts bei den Kindern zu erkundigen und dann bin ich gleich (!) wieder da."
Ich schlich in den vierten Stock und konnte nur in Erfahrung bringen, dass der Unterricht schon wieder vorbei war... "Die Kinder sagen einfach «Tschüß» um 11:00 Uhr und gehen", sagt mir eine abgespannt wirkende Lehrerin, die gerade Einzelunterricht mit einem Flüchtling macht. Na so was?

Also gehe ich wieder runter. Drei Frauen sitzen im Frauenzimmer am Tisch. Als ich meine Gitarre auspacken möchte blickt mich eine der drei Frauen kläglich an. Sie habe Kopfschmerzen und wolle jetzt KEINE Musik, lässt sie mich über Muna wissen. Die anderen beiden Frauen blicken mich jedoch freudestrahlend an und Muna meint: "Fang doch bitte einfach an, dann kommen die anderen schon dazu."

Ich fange an: Wir wiederholen die Wochentage, die Fragestellungen, Familienmitglieder, Tageszeiten, Zahlen bis 100. Nach und nach füllt sich den Raum...es ist wieder sehr voll!
Wir haben Spaß und fangen sogar an, meinen "ABC Rock and Roll", den ich gestern bei Mariellas Hausaufgaben-Odyssee improvisierte, zu machen. Laut und mit eifrigem Einsatz ist die Frau, die sich anfänglich über Kopfschmerzen beklagt hatte... und die gar keine Musik wollte...mit dabei. So viel dazu, "ich will KEINE Musik!"-

In einem langen Gespräch motivierte mich Muna im Anschluss des Unterrichts: - Das, was ich mit den Frauen mache, sei eine Nische, man könnte daraus ein "Mega Business" machen.-
Sie bat mich, die Arbeit/das Singen mit den Frauen zu Infozwecken filmen zu dürfen.
Nachdem sich diverse Helferinnen bei mir über die ach so schlimme Situation im Kinder¬zimmer und der mangelnden Disziplin im Kinderunterricht ausgelassen hatten, bin ich mit der Erkenntnis, jeder sieht die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln, zurück zu meinem Auto.

Ich war jedenfalls wieder frohen Mutes...mein Bauch tat nicht mehr weh...und ich muss schmunzeln als ich mit dem Auto nach Hause gen Mariedorf düse.

... link (0 Kommentare)   ... comment